#8. Ich bin Legastheniker und das ist auch gut so - Andrej Ammann & Legastheniker und Unternehmer
Shownotes
Andrej Ammann: Vom Nationalcoach zum erfolgreichen Unternehmer trotz Legasthenie
Inhalt der Episode: Einleitung (00:00 - 01:17) Begrüßung der Zuhörer und Vorstellung des Gastes, Andrej Ammann. Kurze Einführung in das Thema der Episode: Legasthenie und Erfolg. Andrej Ammanns Hintergrund (01:18 - 02:34) Andrejs Kindheit und Entdeckung der Legasthenie. Herausforderungen in der Schulzeit und erste berufliche Schritte. Leben mit Legasthenie (02:35 - 10:22) Wie Legasthenie Andrejs Schulzeit und Berufsentwicklung beeinflusst hat. Der Weg vom Sportler zum Unternehmer. Gründung von Update Fitness AG und die Rolle seines Bruders. Unternehmerische Reise (10:23 - 18:14) Herausforderungen bei der Unternehmensgründung. Wachstum und Erfolg von Update Fitness AG. Andrejs Rolle und Verantwortlichkeiten im Unternehmen. Stärken und Schwächen (18:15 - 26:09) Wie Andrej seine Legasthenie positiv nutzen konnte. Unterstützung durch die Familie und Umgang mit Scheitern. Bedeutung von Kommunikation und Empathie im Beruf. Öffentliches Bekenntnis zur Legasthenie (26:10 - 28:18) Warum Andrej offen mit seiner Legasthenie umgeht. Reaktionen und Erfahrungen im Berufsleben. Motivation und Inspiration (28:19 - 32:06) Andrejs Motto: "Legasthenie ist keine Krankheit oder Behinderung, sondern eine Chance." Tipps für andere Legastheniker und deren Familien. Bedeutung von Leidenschaft und Durchhaltevermögen. Abschluss (32:07 - 35:17) Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Ausblick auf zukünftige Episoden und Themen. Verabschiedung und Dank an Andrej Ammann. Wichtige Links: Update Fitness Andrej Ammann auf LinkedIn Legasthenie-Coaching-Podcast abonnieren Kontakt: E-Mail: info@legasthenie-coaching-podcast.de Social Media: Instagram Facebook Twitter Hashtags:
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Credits: Moderation: Lars Michael Lehmann (Legasthenie-Experte & Fachjournalist + Legastheniker Gast: Andrej Ammann (Nationalcoach, Fitnesstrainer, Unternehmer + Legasthenker Produktion: Legasthenie-Coaching-Podcast Team Vergesst nicht, unseren Podcast zu abonnieren und die Glocke zu aktivieren, um keine Episode zu verpassen!
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[0:00] So, jetzt werden wir offiziell starten mit unserem Interview mit André Ahrmann. Das ist mir wirklich eine Ehre, dass du hier bei unserem ersten Podcast dabei bist und dich als Legastheniker outest. Und du wirst uns heute einiges über dein Leben und über deine heutige Arbeit als Fitnesscoach und Experte was berichten. Hallo Lars, freut mich sehr, dass ich dein Gast sein darf. Das freut mich auch sehr. André, könntest du uns ein wenig über deine Hintergründe erzählen, wie deine Legasthenie in jungen Jahren entdeckt wurde? Sehr gerne. Ich bin in einer ländlichen Gegend in der Schweiz aufgewachsen, in einer grossen Familie. Wir waren vier Kinder. Meine Eltern waren Lehrer, mein Vater Sportlehrer, meine Mutter Lehrerin. Und bereits in der zweiten Klasse hat es relativ stark gehappert mit meiner deutschen Sprache. Und ich wurde abgeklärt auf Legasthenie und wurde dann festgestellt, dass ich ein sehr, sehr starker Legastheniker bin. Es wurde sogar gesprochen davor, dass ich irgendwie IV-Legastheniker bin. Und von diesem Tag an ging ich in den Legasthenie-Unterricht.
[1:17] Wie hat sich deine Legasthenie auf deine ganze Schulzeit und Berufsentwicklung ausgewirkt? Also das Deutsch war für mich immer eine richtige Quälerei. Bei uns gab es früher noch Diktate, ich glaube, das gibt es heute in der Schweiz nicht mehr so. Für mich war das eine Quälerei, vor allem, weil jedes zweite Wort rot unterstrichen war und meine Noten natürlich durch das nie genügend waren. Das war sehr, sehr mühsam, anstrengend und vor allem, ich habe gelernt wie ein Wilder auf diese Prüfungen und es kam wirklich nichts dabei raus. Mein grosses Glück war, dass ich nebendran sehr ein lebensfroher Mensch bin und auch gewesen bin. Früher und ich mich aufbauen konnte durch den Sport, den wir hatten in der Schule, wo ich nicht allzu schlecht war oder durch Singen. Also ich habe eigentlich das genommen, was ich gerne mache und so bin ich eigentlich trotzdem relativ gut durch die Schulzeit gekommen. Schön. Du hast mit deinem Bruder die Update Fitness AG gegründet. Wie bist du aus der Schule und den frühen beruflichen Herausforderungen zu einem erfolgreichen Unternehmer geworden?
[2:34] Er war eigentlich mein Vorbild. Ich bin eigentlich immer in seine Fußstapfen getreten. Die Lehre war bei mir noch relativ schwierig. Bei uns macht man eine Lehre oder studiert. Für mich kam Studium nicht in Frage. Auch Polizist, was ich gerne geworden wäre, kam nicht in Frage.
[2:53] Und durch das habe ich sehr viel Sport gemacht. Ich wurde dann sogar Profisportler nach meiner Lehre. und mein Bruder hat dann begonnen, als Bademeister zu arbeiten. Dann habe ich das auch begonnen. Sie hatten sehr Freude an mir, dann habe ich das zum Geld verdienen, neben dem Profi-Fünfkampf gemacht und irgendwann wechselte dann mein Bruder in ein Fitnesscenter und da meinte der Chef, ja, du hast doch einen kleinen Bruder, nimm doch den auch mit, der könnte Fitnesstrainer werden. Und so begann ich neben dem Sport als Fitnesstrainer und meinem Bruder und mir war dann relativ schnell klar, dass wir uns dann mal selbstständig machen möchten. Und das war dazu mal nicht so einfach. Wir mussten ein Darlehen von meiner Grossmutter nehmen. Also sie musste uns 30.000 Franken geben für meinen Bruder und für mich. Und so sind wir eigentlich gestartet mit ganz, ganz, ganz kleinen Mitteln. Die Banken haben uns ausgelacht, als wir finanzielle Unterstützung wollten. Und nach einem Jahr bereits konnten wir das Darlehen unserer Grossmutter zurückbezahlen. Und wir sind organisch jedes Jahr ein bisschen mehr gewachsen und sind jetzt relativ gross mit 82 Anlagen in der Schweiz und sind auch im 2016 mit 50 Prozent von einem sehr grossen Einzeltitelhandel übernommen worden.
[4:15] Und wie viele Angestellte habt ihr da heute? Mit allen Teilzeitangestellten mit eingerechnet sind es über 1000 Mitarbeiter. Da habt ihr ja eine Menge Verantwortung. Die Verantwortung ist sehr, sehr gross und darum war meinem Bruder auch sehr wichtig, dass die Nachfolgeregelung gut geregelt ist. Und mit dem Coop, wo wir jetzt dabei sind, das ist der grösste Detailist in der Schweiz, haben wir auch für unsere Mitarbeiter eine sehr, sehr gute Lösung für die Zukunft gefunden.
[4:46] Und was ist dein Part bei der Update Fitness AG? Mein Part, ich bin für Projekte zuständig. Ich habe ein bisschen reduziert mit der Arbeit. Ich arbeite noch 60 Prozent und hole ein bisschen das auf, was ich halt die letzten 30 Jahre nicht machen konnte, weil ich habe 30 Jahre fast durchgearbeitet. Ich glaube, in den ersten 15 Jahren war es gerade mal acht Tage frei. Sonst waren es sieben Tage durchgearbeitet. Und ich geniesse jetzt auch mal ein bisschen den anderen Part des Lebens. Aber wenn ich arbeite, mache ich es wie immer. dann gebe ich 100% Vollgas. Und siehst du da auch ein paar Punkte, die du als Legastheniker da positiv als Unternehmer nutzen kannst oder konntest? Ja, ich denke schon. Ich denke, jeder Legastheniker hat andere Stärken. Und vielleicht, weil er ein bisschen diese Schwäche hat, will er an einem anderen Ort stärker sein. Und meine Stärke ist es vermutlich, dass ich mit jeder Person oder jedem Gast, der zu uns ins Fitnessstudio kommt, sehr gut umgehen kann. Und diese Kommunikation hat mir dann sicherlich sehr viel geholfen. Ich muss zum Glück keine Aufsätze mehr schreiben oder wieder ein Buch schreiben. Das ist definitiv nicht meine Stärke, aber ich konnte so sehr gut auf meine Stärken zurückgreifen.
[6:08] Schön. Und da hattest du dann auch immer viel Rückhalt aus der Familie sozusagen, dass du das dann auch machen konntest. Ja, 100 Prozent. Mein Bruder, der jetzt CEO ist von der ganzen Firma, ist auch ein ganz leichter Legastheniker. Der hat dasselbe auch, der versteht das sowieso. Und meine Familie unterstützt mich natürlich 200 Prozent in diesem Bereich. Das ist sicherlich wichtig und sie wissen, wo das Problem liegt. Und es ist mittlerweile für mich eigentlich kein Problem mehr. Und wie gehst du da mit Scheitern um? Warum? Ja, scheitern, das habe ich gelernt im Sport. Also im Sport bin ich sehr viel gescheitert. Ich meinte, ich sei ein Weltklasseathlet, ich war es aber zum Rückschauen eigentlich nicht speziell, aber da bin ich sehr viel gescheitert. Und wenn ich langsam geschwommen bin, habe ich einfach härter trainiert, noch härter trainiert. Und ich glaube auch im Job ist es so, wenn man etwas erreichen möchte, bin ich überzeugt, muss man ein bisschen mehr machen als der andere und das ist unabhängig von Legasthenie oder sonst etwas. Man muss einfach ein bisschen härter arbeiten und dann kommt der Erfolg irgendwann, wenn man vielleicht noch ein bisschen Glück hat, auch dazu. Genau, die Ausdauer und die Zähigkeit, die muss man dann manchmal mitbringen. Das habe ich auch selber als Legastheniker ja auch erlebt, dass man musste einfach wirklich lange ausharmen und mehr machen manchmal.
[7:32] Und man brauchte natürlich dann auch immer ein günstiges soziales Umfeld, was einen da auch einfach unterstützt hat. Hat man das eben häufig nie, was eben manche Legastheniker so betrifft, dann wird es natürlich auch schwierig, auch für die ganze Psyche. Das stimmt, ja. Ja.
[7:47] Wie bist du denn zu deinem öffentlichen Bekenntnis gekommen, dass du die Gasteniker bist? In meinen Augen, also jeder muss seinen Weg selber gehen. Wenn jemand das nicht sagen will, ist das absolut in Ordnung. Aber für mich ist es dann schon so gewesen, ich habe sehr viel mit Gästen zu tun gehabt. Wir füllen Gesundheitsfragebogen aus und dann schreibe ich zum Teil halt noch Fitness. Plötzlich mal falsch. Und dann schaut der Gast auch auf dieses Blatt und denkt, was habe ich jetzt für einen Fitnesstrainer, einer, der nicht mal Fitness richtig schreiben kann.
[8:18] Dann ist es am einfachsten, schnell zu sagen, hey, ich bin Legastheniker, das und das. Und sie merken dann relativ schnell, okay, aber Trainingspläne, das kann man schreiben und die erkennen dann die Stärken sehr schnell. Und für mich war das immer ein fauler Spruch darüber zu machen. Und dann haben die Leute gelacht und hatten sogar Freude, wenn ich wieder einen Fehler gemacht habe. Und da konnten beide darüber lachen. Also für mich war es wie eigentlich die Lösung, offen dahin zu stehen, weil ich doch in der Öffentlichkeit stand oder vielleicht mal einen Vortrag von Leuten geben musste. Und da ist es sowieso jedem aufgefallen, dass ich eine Schrift habe, die man nicht lesen kann. Und wenn man es lesen konnte, dass da Fehler drin sind. Und das war für mich sehr, sehr ring. Und ich habe aus dem ein Spaß gemacht. Aha, schön. Ihr seid wahrscheinlich auch als Schweizer allgemein etwas entspannter als wir Deutschen.
[9:11] Ja, ich denke nicht unbedingt. Unbedingt. Wenn das jemand sieht oder auch in der Schulzeit, da wird man halt einfach als dumm abgestempelt. Und ich bin sehr, sehr ehrgeizig und dementsprechend habe ich halt in anderen Orten, wo ich richtig stark bin oder wo ich meine richtig stark zu sein, Vollgas gegeben und bekam dann so meine Anerkennung und wurde eigentlich so nicht irgendwie verschüchtert und habe mich versteckt, sondern bin hingestanden und gesagt, hier bin ich, das ist mein Fehler, aber ich kann dir auch sonst sportlich weiterhelfen, weil ich ein guter Coach bin oder weil ich sehr gut auf dich eingehen kann.
[9:51] Aber kennst du die Gefühle, dass dann wirklich manchmal Leute von dir gedacht haben, dass du dumm bist? Ja, 100 Prozent, ganz klar. Was hat es dann mit dir gemacht? Ich habe nicht klein Bein gegeben, sondern ich habe zuerst mal den Standpunkt preisgegeben und mit der Zeit im Gespräch habe ich dann gemerkt, dass ich auf Augehöhe komme und dann hat es für mich wieder gepasst und für den Gegenüber eigentlich auch.
[10:22] Schön. Wo siehst du sonst noch deine Stärken und Schwächen heute im Rückblick? Heute meine Schwächen und was ich sehr bereue, was ich auch den jungen Zuhörern gern sagen würde, ist, ich habe in den Sprachen, in den Fremdsprachen, durch meine Legastie automatisch völlig abgeblockt. Also Deutsch war für mich mühsam. In der Schweiz hat man Französisch und Italienisch, leider kein Englisch. Und das bereue ich extrem. Also heutzutage hat man in der Schweiz auch Englisch, hatte man früher nie. Und ich muss jetzt, ich habe mir vor drei Jahren zum Ziel gesetzt, auch Englisch sprechen zu können. Ich lerne jeden Tag zwischen 15 Minuten und 4 Stunden, jeden Tag konsequent, wie ich früher Sport gemacht habe, Englisch. Nach drei Jahren, ich glaube, du würdest, wenn du Chinesisch begonnen hättest zu lernen, würdest du jetzt perfekt Chinesisch sprechen, wenn du die Zeit investiert hättest, welche ich jetzt in Englisch investiert habe. Jetzt kann ich zumindest an Gesprächen ein bisschen folgen. Ich kann einen Film schauen und ich verstehe etwas, Aber es braucht unglaublich viel im Alter, eine Sprache noch zu lernen. Und wenn man zwölf ist oder dreizehn, wo wir Französisch gelernt haben, das kann ich noch fast besser als jetzt Englisch nach dieser Zeit. Und das bereue ich sehr, dass ich da nicht früher reingehängt habe und das gelernt habe, weil früher in jungen Jahren geht es doch einfacher. Ja, ja, klar.
[11:46] Das kenne ich mit dem Thema Fremdsprachenlernen auch bei unseren betroffenen Schützlingen, die wir hier in unserem Institut betreuen, dass das häufig dann auch eine Herausforderung ist. Manche könnten ganz locker das Abitur schaffen und manchmal ist eben dann der Haken mit der Fremdsprache. Ja, bei mir war es sogar so, ich war an den Olympischen Spielen 2004 und das ist alles auf Englisch. Und ich habe es dann so gemacht, ich habe mich am deutschen Trainer oder einem österreichischen Trainer angeschlossen und habe immer gesagt, was haben Sie jetzt gesagt? Also ich habe mich durchgemogelt über zwölf Jahre in diesem Spitzensportbereich und stattdessen, dass ich einfach mal zugehört hätte und mich vom Schreiben entfernt hätte und sondern nur aufs Sprechen konzentriert hätte, dann hätte ich es hingekriegt. Aber wenn ich das erste Wort schon falsch geschrieben habe, im Französisch, dann war für mich der Kessel schon geflickt und ich habe dann aufgegeben. Und das bereue ich schon. Und wo siehst du da heute deine besonderen Stärken?
[12:49] Meine Stärken sind, denke ich, immer noch, dass ich mit jedem Menschen gut umgehen kann. Das heißt, vom Bauarbeiter bis zum Bankdirektor kann ich eigentlich mit jedem ein sehr gutes Gespräch führen und dementsprechend diesen Leuten auch ein gutes Training geben oder einfach eine gute Zeit haben mit diesen Leuten. Und ich glaube, das ist meine absolute Stärke.
[13:16] Schön. Wie nimmst du die gesellschaftliche Wahrnehmung zu dem Thema wahr?
[13:23] Ich habe nicht mehr so Kontakt zu Schulen. Meine Mutter war Lehrerin, sie hatte sehr viel Kontakt. Sie ist jetzt mittlerweile auch pensioniert und dadurch weiß ich jetzt nicht mehr so, wie es in der Schule läuft, ob man Entlastung hat oder nicht Entlastung hat. Die Wahrnehmung für mich ist einfach so, ich kenne extrem viele Leute, auch durch mein Buch, das ich geschrieben habe, die auf mich zukommen und sagen, ich bin Legastheniker. Und das sind Top-Chirurgen, das sind viel, viel mehr. Ich würde behaupten, das ist jeder Achte oder jede Fünfte, der Legasthenie hat, das nicht an die große Glocke hängt wie ich, aber trotzdem das hat, aber extrem erfolgreich oder viel erfolgreicher als ich sind im beruflichen Leben. Und das sollte eigentlich jeden Legastheniker aufstellen, weil es gibt ganz viel von uns und das ist auch gut so. Genau. Darum sage ich das ja auch hier in Deutschland, dass es okay ist, wenn man Legastheniker ist. Ja. Ich würde auch den Satz prägen, es ist gut so, dass ich Legastheniker bin. Das möchte ich auch hier unseren Mithörern mitgeben. Das würdest du doch so ähnlich sehen, oder? Ich würde das nicht tauschen wollen. Also ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und das ist sicherlich ein Punkt, dass ich mich auf andere Stärken konzentriert habe und nicht jetzt auf meine Schwäche. Genau. Und darum hast du da wahrscheinlich dann auch eine gute psychische Stabilität entwickelt oder kennst du Depressionen?
[14:50] Nein, kenne ich nicht. Und das ist genau dieser Punkt, denke ich, dass ich mich an dem festhalte, was sehr gut läuft und nicht auf dem aufhalte, was nicht gut läuft. Da bist du ja ein Top-Vorbild für viele. Das ist schön. Ich hoffe es, ich hoffe es. Aber ich bin trotzdem noch der Chaot geblieben, der ich immer war. Es gibt noch andere Schwächen, aber auch die nehme ich mit einem Lachen. Ach, würdest du etwas chaotisch sein, auch mit der Legasthenie verbinden?
[15:23] Ja, ich denke schon. Irgendwie im Kopf habe ich mehr Gedanken als andere. Und bevor ich etwas fertig gemacht habe, bin ich schon am nächsten und nochmal am nächsten. Und ich glaube, das hat schon einen Zusammenhang damit, bin ich überzeugt. Das kenne ich persönlich auch, dass ich auch recht chaotisch bin. Nur gut habe ich hier Mitarbeiter, die mich dabei unterstützen, mein Chaos manchmal auch zu ordnen. Aber dafür bin ich eben auch kreativ und denke viel weiter. Das erlebe ich auch häufiger. Das habe ich auch schon, das gab es mal in der Vergangenheit, mir fällt leider nicht der Soziologe ein, da wurden auch so die Stärken der Legastheniker mit eingeordnet. Und da wurde eben, wie du schon sagtest, eben auch gesagt, dass nie wenige Legastheniker sehr empathisch und einfühlsam sind, dass sie eben auch gut in Teams umgehen, mit Teams können umgehen und dass sie natürlich auch gut mitfühlen können, wenn andere vielleicht schwächer sind. Und dass sie die anderen eben nicht so runter machen, wie man es eben vielleicht allgemein im Berufsleben kennt. Und deswegen können die sehr gut Teams bilden. Ja, also da würde ich auch unterstreichen. Ich habe in meinem Team, als ich Fünfkampf gemacht habe, war ein Rundum-Legastheniker und wir hatten eigentlich gut, sicherlich nicht wegen dem, aber trotzdem. Ich glaube einfach, dass man halt dann irgendwo einen anderen Ort sucht, wo man besser ist und das könnte das sein. Ja, und dann auf der anderen Seite, dass man eben viel breiter denkt.
[16:52] Ja, also ich denke, manchmal, wenn ich im Gespräch bin, kann ich Leute, habe ich das Gefühl, sehr gut lesen. Ich weiß, was sie denken, ich weiß, was vielleicht die nächste Frage ist und ich kann auf das relativ gut eingehen. Und weil ich vielleicht zwei, drei Schritte schon weiter nach vorne denke. Kann aber auch ein Nachteil sein in Sitzungen, weil ich, wenn eine Frage diskutiert wird in einer Sitzung, bin ich vielleicht noch drei Schritte voraus oder plötzlich kommt mir was in den Sinn, was eine halbe Stunde vorhin besprochen worden ist, was wahnsinnig wichtig ist und da komme ich völlig mit etwas völlig anderem in die Sitzung, was meinen Bruder dann vielleicht manchmal erschrocken hat, aber trotzdem sind sie dann meistens auf das eingegangen und es war schlussendlich doch positiv, dass man es gesagt hat. Aha.
[17:40] Bist du da auch der Innovator bei euch in der Firma? Ich glaube, mein Bruder ist der größte Innovator in unserer Firma, aber ich stehe ihm fast nichts hinten nach. Also wir haben sehr, sehr ähnliche Ideen. Er ist eher noch der Typ, der kann es besser umsetzen als ich. Ich habe dann sehr viele Ideen, renne los, und er ist der, der das noch optimiert und optimal auf den Boden bringt. Aber es wäre angegeben, wenn ich sage, ich habe mehr Ideen als er. Ich würde mich da so sehr ähnlich sehen, wie er es ist.
[18:14] Also habt ihr als zwei Legastheniker das dann gut gemanagt? Er als ganz leichter Legastheniker, ich als Grober, er hat sehr gut gemacht, dass er mich eingesetzt hat, dort, wo ich meine Stärken habe. Und nicht dort rumgefeilt in der Ordnung. Er hat mich einfach machen lassen. Und er hat gemerkt, dort, wo ich bin, dort funktioniert es. Und er hat mich machen lassen. Und ich glaube, das war die große Stärke, dass ich ihn machen gelassen habe und er mich dort, wo ich stark bin. Und so haben wir uns optimal ergänzt. Der ist schon viel, viel strukturierter als ich. Zwei Sachoten wie ich, das wäre vielleicht dann auch nicht ganz optimal gewesen. Ja, das erlebe ich auch hier in der Arbeit, dass es immer eine gute Ergänzung ist. Und ich musste dann eben auch Stück für Stück lernen, dass man da eben dann doch geordneter ist. Das lernt man ja auch Stück für Stück. Man wird das Chaotischsein nicht ganz ablegen können, aber nur das Genie beherrscht das Chaos oder wird vom Chaos beherrscht.
[19:19] Genau, das ist eigentlich auch ein bisschen ein Leitspruch von mir gewesen. Achso, das kenne ich irgendwoher. Wie gesagt, da kam dieser Spruch, Rettung oder Genie beherrscht das Chaos. Und das sehe ich genau gleich.
[19:30] Das sagt man ja auch Albert Einstein und anderen auch nach. Ja, auf diese Ebene will ich mich doch nicht ganz stellen. Muss man ja auch nicht. Nein, nein, nein. Aber im Kleinen gesehen, denke ich, weiß man wenigstens, wo man was holen muss, auch wenn es unordentlich ist.
[19:53] Was hast du denn für einen Rat für die anderen Betroffenen, die uns hier zusehen und zuhören? Ich glaube, jeder soll seinen eigenen Weg gehen. Ich glaube, das ist das Allerwichtigste. Und wenn man erfolgreich sein will, jemand will vielleicht einfach ein schönes Leben haben und jetzt nicht unbedingt jeden Tag zwölf Stunden arbeiten und sonst irgendetwas. Aber wenn man erfolgreich sein will, bin ich überzeugt, dass man immer ein bisschen mehr machen muss als dein Konkurrent oder dein Mitarbeiter einfach mehr investieren als die anderen und dann kommt auch mehr retour. Und ganz wichtig ist, dass man nicht seine berufliche Tätigkeit aussucht von Beginn an, was könnte finanziell interessant sein, sondern was könnte mich interessieren. Die Fitnessbranche ist im Prinzip völlig uninteressant zum viel Geld zu verdienen. Aber wenn man kontinuierlich dran bleibt, dann kann man in jeder Branche, denke ich, Erfolg haben. Und wenn man ein bisschen mehr macht, ist man halt den anderen trotzdem immer ein bisschen voran. Und ich glaube, das war unser Erfolg, dass wir bescheiden geblieben sind, aber trotzdem immer mehr gemacht haben und innovativ geblieben sind. Das kenne ich irgendwoher. Ja.
[21:14] Und das kenne ich von einer ganzen Reihe von Unternehmern. Man sagt ja auch im Englischsprachenbereich sind rund 30 Prozent der Unternehmer Legastheniker. Ja, krass. Und was hast du da in der Schweiz für Erfahrungen gemacht mit anderen Unternehmern, die vielleicht Legastheniker sind? Kennst du da ein paar Branchen? Da kenne ich, da muss ich gerade studieren, eigentlich relativ wenig. Wenig, weil viele zählen es vermutlich einfach gar nicht. Ich habe einfach gemerkt, dass sehr, sehr viele gute Spitzensportler Legastheniker sind. Also wirklich auf topbekannte Spitzensportler, die ich jetzt hier nicht nennen will, weil sie mir auch das im Vertrauen gesagt haben, mit dem nicht rausgehen. Aber unglaublich viele tolle Spitzensportler sind jetzt auch hier in der Ostschweiz, sind Legastheniker und die haben natürlich gelacht, ich mache auch Witze über Legastheniker und dann habe ich dann öfters mal gehört, hey mach keine Witze ich bin auch ein Legastheniker wow, du auch und so kommt man super ins Gespräch Was hast du denn da für Witze auf Lager? Ja, wenn irgendeiner einen Fehler schreibt, ist Legastheniker und dann macht er keine Witze darüber. Ich bin Legastheniker. Wo? Halt direkt, ich bin geradeaus. Und ich ertrage auch sehr viel. Wenn man mir was sagt, nehme ich es auch nicht übel und umgekehrt auch nicht.
[22:42] Das kann ich als Legastheniker. Ich kann nicht dumme Witze über, wenn jemand einen Schreibfehler macht, weil ich habe in meinem Leben sicher tausendmal mehr gemacht als er. Und dann kommt man ins Gespräch und man ist dem anderen sofort sympathischer, weil er weiss, er hat dasselbe durchgemacht in der Schule wie ich. Was sind denn das dann für Sportbereiche, die du da kennst, wo es Liga Sinica gibt? Natürlich aus dem Fünfkampf, ich kenne aus dem Fussball natürlich sehr, sehr viele und.
[23:13] Wo kenne ich noch, ja das, aus dem Schwingsport zum Beispiel, habe ich kennengelernt und halt überall, wo man ins Gespräch kommt und mir wurde es dann einfacher gemacht, weil halt einige mein Buch gelesen haben und dann mich darauf angesprochen haben und so kenne ich dann aus Leichtathletik aus Handball zum Beispiel kenne ich Leute, also aus jeder Sportart, aber lustig war halt einfach, die waren meistens ganz weit vorne, diejenigen, die dieses Problem hatten Ich kann mir nur vorstellen, die hatten die Selbstbestätigung in der Schule auch nicht, weil ich war, wenn es um Zeugnisabgabe gegangen ist, war ich halt nicht der, der gesagt hat, aha, überall ein Sechser, sondern ich war halt, aha, ich zeige es lieber niemandem, aber ich habe dann im Sport meine Selbstbestätigung gekriegt und dementsprechend, glaube ich, habe ich gemerkt, oh, Anerkennung ist eigentlich noch was Schönes und das hat mir dann das ganze Berufsleben nachher weitergeholfen.
[24:16] Schön. Und siehst du in der Sportart am häufigsten Legastheniker? Oder in welcher Sportart siehst du die meisten Legastheniker? Gibt es da eine spezielle Sportart? Ich glaube, es ist natürlich automatisch durch diese Sportart, wo am meisten machen. Das ist bei uns in der Schweiz klar der Fußball. Kommt der Fußball zu oberst und der Fünfkampf zu hinterst, weil es nur gerade drei, vier Fünfkämpfer in der Schweiz gibt. Aber trotzdem war es lustig. im Fünfkampf hatten wir ein Kaderzusammentreffen von vier, also von den vier besten Schweizer zu dieser Zeit, das war 2000, um die 2000 rum, waren, von vier waren drei Legastheniker. Interessant, interessant. Und du trainierst heute noch da die Sportler, allgemein? Allgemein nicht mehr, nein, ich habe noch lange Einzelsportler trainiert, aber die Fünfkämpfer schon lange nicht mehr. Ich fahre aber diesen Freitag Morgen fahre ich nach Paris und gehe nochmal fünf Kampfs schauen. Also ich bin immer mit dem Sport noch sehr, sehr verbunden. Aber selber habe ich vor zwei Jahren aufgehört, Spezialtraining zu geben. Okay.
[25:37] Und es gibt ja verschiedene Wissenschaftler und Fachleute, die meinen, dass das Thema Legasthenie eine Krankheit oder eine Behinderung sei. Wie siehst du das? Denke ich nicht. Ich denke, es kann eine große Chance sein. Man darf sich nicht hinter der Legasthenie verstecken. Also man darf nicht sagen, ich kann das eben nicht, weil ich das und das bin, sondern ich mache das.
[26:03] Dafür anders besser als vielleicht andere und so seine Stärken nach vorne bringen.
[26:09] Die Frage würde ich klar mit Nein beantworten. Es gibt große Chancen dafür für Kliniken. Genau, zumindest gibt es keinen Automatismus, dass alle sofort dann krank und behindert sind, wenn man natürlich in der frühen Kindheit gar nichts dagegen tut. Und wenn man auch ein ungünstiges Familien-Elternhaus hat, wo man nicht unterstützt wird, dann besteht natürlich dann auch die Gefahr, dass dann daraus seelische Probleme sich dazu... Und dahinter nicht verstecken, denke ich, ist auch ganz wichtig. Also nicht sagen, ich bin so ein Armer, weil ich kann jetzt halt nicht gut schreiben oder ich mache Schreibfehler. Ich glaube auch, dass die Zukunft extrem für uns ist. Also wenn man alles ansieht, was man neu am Computer... Wenn ich eine Mail schreibe, okay, ich ärgere mich immer noch. Doch wenn 60 Prozent nach Blau unterstrichen ist und ich sage, jetzt habe ich hier wieder falsch, lese ich das Wort und denke, ist doch richtig, ist doch richtig, drücke auf Korrektur und denke, ah, so wäre es gewesen. Aber ich glaube, die Zeit spielt für uns. Ich bin überzeugt, dass man in 10, 15 Jahren dieses Problem gar nicht mehr so groß als Problem sieht. Dass man das eher als Chance sieht und dass man da eher die guten Potenziale und Fähigkeiten dann besser nutzen kann. Die Kinder müssen natürlich nach wie vor lesen und schreiben, lernen mit der Hand. Das ist auch wichtig für die ganze Entwicklung. Das würden ja alles der Computer abnehmen. Das wäre fatal.
[27:36] Aber dass man eben dann schon bei Zeiten dann die Betroffenen dazu bringt und schult, dass sie da pragmatischer und besser damit umgehen. Genau, oder ein Bewerbungsschreiben halt korrigieren lässt oder dort und dann praktisch vor Ort gehen und dann die Leute sehen dann sofort, okay, Schreiben ist nicht seine Stärke, aber ist handwerklich extrem begabt oder kann das sehr, sehr gut. Und das zehnmal wertvoller im Job. Irgendjemanden haben, der in einer Richtung gut ist, statt dass er in allen Bereichen an Wissen gut ist. Also ich denke, spezialisieren ist eh wichtig.
[28:18] Mal angenommen, es bewirbt sich jemand bei dir mit Legasthenie, wie gehst du damit um? Ganz normal, ganz normal. Wenn er freundlich ist, wenn er gut mit Menschen umgehen kann, ist das tausendmal wichtiger. Man schaut keinen Millimeter aufs andere. Aber wenn er Legastheniker ist und unfreundlich ist und alles das, was man mit einem anderen wirklich gut findet, dann wird er keine Chance haben. Aber das mit den Menschen gut umzugehen, freundlich zu sein, jemandem guten Tag zu sagen, Wenn das jemand nicht anstrengt, jeden Tag gut drauf zu sein oder einigermaßen gut drauf zu sein, dann ist der Top für jeden Beruf. Du bist natürlich die vorbildliche Frohnatur als Legastheniker. Aber was ist dann, wenn du doch mal eine Phase hast, wo es dir nicht ganz so gut geht? Wie gehst du damit um? Das gibt es sehr, sehr selten. Ich habe sehr starke Rückenschmerzen. Ich glaube, ich hatte immer große Probleme oder habe große Probleme mit meinem Rücken. Aber trotzdem, ich sehe dann nur ein Ziel, weiter trainieren, weiter aufbauen, an diesen Schwächen vielleicht arbeiten. Aber wegen dem lasse ich das Leben nicht so kurz, um sich zu fest irgendwo zu verstecken oder zu vergraben, nur weil es einem nicht gut geht, sondern dann an dem erfreuen. Und ich habe sehr viel, an dem ich mich erfreuen kann. Und so baue ich mich relativ schnell wieder auf.
[29:43] An was kannst du dich denn erfreuen? An extrem viel. Ich habe einen großen Garten. Ich erfreue mich jetzt, das Geschäftliche ist sicher cool, wenn das gut läuft, aber ich erfreue mich an einem großen Brokkoli, da freue ich mich herrlich. Ich hatte vor vier Tagen meine Erdäpfel aus dem Boden gezogen, selber gemacht.
[30:06] Zwei, drei Monoarte von meinem Garten alleine leben und das macht mir unheimlich Freude. Ich freue mich, ich habe gerade hier hinten einen schönen Wald, durch den Wald zu laufen, dass sie einfach, vielleicht an den kleinen Sachen, es muss nicht immer das Große sein, ich freue mich, wenn ich habe ganz viele großen Garten hier und ich freue mich, im Hintergrund sieht man einen Edelkastanienbaum. Ich freue mich im Herbst, wenn ich die Edelkastanien in die Bratpfanne werfen kann und eigene Kastanien essen kann Lecker. Hat kleine Sachen und ich glaube, das ist das, an dem muss man sich aufbauen und nicht an dem, was ich nicht habe, was andere vielleicht besser haben als ich. Und da gibt es ganz, ganz vieles. Schön. Und wenn man nämlich auch zufrieden mit seinem Leben ist, ist man dann auch psychisch stabiler. Das erlebe ich auch selber. Wenn man dann wirklich auch mal was geschafft hat und zurückblicken kann, Mensch, man hat die und die Hürde doch überwunden und auch bewältigen können, dass man dann einfach einen guten Ausgleich hat.
[31:10] Definitiv. Und ich glaube, das ist auch ganz wichtig. Es müsste nachher nicht so irgendeine große Firma sein, sondern es kann wirklich im ganz Kleinen, ich habe jetzt als Beispiel keine Familie, aber glückliche Kinder zu haben, die noch im Wald spielen oder irgendetwas, ich glaube, das ist das, was es ausmacht und an diesen Sachen sollte man sich festhalten und nicht auf andere schauen, dass die anderen vielleicht auf einem grossen Boot im Meer sind oder, nein, das ist das Allerschlechteste, was man haben kann. Und die kleinen Sachen sind im Wald mit den Kindern vielleicht ein Feuer zu machen. Ich glaube, das sind die Sachen, an denen man sich aufbauen muss und kann. Und so hat man sicherlich nicht viele schwere Zeiten. Begeisterst mich mit deinem Optimismus. Da kann ich noch viel davon lernen.
[32:06] Ja, auch ich lerne von vielen anderen. Mein zweiter Bruder, der übrigens auch in der Firma ist, der hat einen Garten und der hat mich mit dem angesteckt. Also an kleinen Sachen und ich habe jetzt mittlerweile, was sind das, glaube ich, etwa 15 verschiedene Baumarten im Garten, die super wachsen und, jeden Frühling wieder große Freude, wenn die Blätter rausschlagen und, Da hättest du ja auch Gärtner können werden. Hätte ich auch, ich weiß nicht, ob ich dann mir die Freude vielleicht dann, ja, wenn man es machen muss, ist es halt dann immer, ich bin schon nicht immer 100% immer morgen gerne aufgestanden, wenn ich gewusst habe, ich habe jetzt 10 Trainings hintereinander und am Abend bin ich ausgelaugt, am Abend war ich dann sehr, sehr glücklich, aber ich glaube, etwas nebendran zu haben, wo man gar nicht Stress hat, wo man gar nicht ich glaube, das macht schon Freude. Ich mache immer noch extrem gern Sport. Durch den Rückenbedienung kann ich ein bisschen weniger machen. Das ist ein bisschen schade. Aber trotzdem muss man etwas haben, wo man einfach gerne nach Hause kommt und Freude hat. Hast du noch andere Hobbys? Ja, Sport ist mein Hobby. Ich mache jeden Tag durch den Rücken, natürlich sicher eine halbe Stunde bis Stunde Kräftigungsübung für meinen Rücken. Dann habe ich mit meinem Bruder zusammen eine kleine Fischzucht gemacht.
[33:35] Bei meinem Bruder, der hat auch einen Wald, haben wir eine kleine Fischzucht gemacht. Das ist sicherlich ein glattes Hobby. Ich hatte bis vor einem halben Jahr einen Hund. Das war mein allergrößtes Hobby. Der ist leider gestorben. Aber jetzt geniesse ich mal die Zeit, wo ich reisen kann. Ich bin vorletzte Woche in Budapest gewesen, letzte Woche in Mallorca. Meine Schwester besucht Niederlebt und jetzt gehe ich eben morgen nach Paris. Und jetzt möchte ich mal ein bisschen die Welt noch anders kennenlernen. Vielleicht ein bisschen mehr reisen, was ich vorher mit dem Hund nicht machen konnte. Und später will ich sicherlich wieder einen Hund haben. Das war eine sehr, sehr schöne Zeit. Aha. Dann müsstest du ja auch mal irgendwann nach Dresden kommen. Das habe ich dir schon lange, lange versprochen. Das kann ich dann. Dresden soll sehr schön sein. Da sprechen alle Deutsch. Da versteht man mich auch. Das ist nicht Englisch. Und doch das sicherlich gerne mal. Du wolltest ja auch unser Schirmherr sein. Und das ist ihm dann eingeflafen. Ja, ich dachte, da muss ich einen Schirm halten. Nein, Scherz gewesen.
[34:45] Nein, nein, ich habe zu wenig daran gedacht, dass da natürlich auch einige Pflichten dahinter sind und da war ich noch zu engagiert, aber ich habe jetzt reduziert mit Arbeit, um ein bisschen mehr nachzuholen, was ich alles nicht gemacht habe und meine körperlichen Beschwerden in den Griff zu bekommen und da gehört vielleicht dann irgendwann mal Schirmherrn dazu, wenn du mich dann immer noch fielst. Da wollen wir dich gerne noch mit dazu haben, wenn du das möchtest.
[35:17] Oder kannst du noch uns ein paar lustige Episoden aus deinem Leben berichten, die wirklich viele zum Lachen brachten?
[35:26] Ja, ich glaube, das hat mit meiner Schulzeit zu tun. Also ich ging nie in den Kindergarten, also in die Vorschule. Da konnte man in der Schweiz früher, vor 45 Jahren, konnte man noch wählen. Und ich bin dann in die Schule gekommen und in der ersten Klasse, und so hat meine Schulzeit begonnen, in der ersten Klasse, ich kannte niemand. Alle gingen in die Vorklasse, in den Kindergarten in der Schweiz und dann saß ich da, irgendwie 15 Schüler, jeder hat sich gekannt und meine Lehrerin, Frau Rosart hieß die, hat dann gesagt, ja, wir stellen uns gegenseitig vor und dann hat ein Schüler gesagt, ich bin Peter, neben mir sitzt Christian. Und Christian hat ihm gesagt, ich bin Christian, neben mir sitzt, und er konnte, den kannte ich als Einzelnen, er kannte meinen Namen, alle sagten mir Dudl in der Schule, neben mir sitzt Dudl. Und dann ich so, toll, ich bin Dudl, neben mir sitzt, dann schaute ich den Bug neben mir ran und dachte, hei, Himmel, dann wurde ich zündrot im Gesicht, ich kannte den Namen nicht, und jetzt nicht schon mein erster Satz, völlig falsch, Und meine Lehrerin erkannte, dass ich nicht wusste, wie dieser Bauernjunge neben mir heißen konnte. Und dann meine Lehrerin sagte ganz locker so, du, der heißt gleich wie dein Vater.
[36:49] Und dann ich ganz stolz, ich bin Dudl, neben mir sitzt Herr Ammann. Und die ganze Klasse hat durch Tränen gelacht, weil ich war stolz darüber, dass ich nicht gesagt habe, neben mir sitzt Daddy, weil am Telefon sagte er Amman, Walter habe ich ihm nie gesagt, also ich wusste den Namen so nicht zu sagen und da war schallendes Gelächeln in der Schule und das hat sich dann...
[37:13] Durchgezogen, dass ich oft der Pausenlohn war in der Schule. Aber sie haben mich sehr gut geschätzt und die Leute lachen oder die Schulkollegen von früher lachen heute noch positiv. Nicht auslachen, sondern positiv über mich. Darum hast du dann auch das Buch dann irgendwann, Dudl das Buch sozusagen auch veröffentlicht. Genau, Dudl war mein allererstes Wort, was ich sagen konnte. Und mein Umfeld sagt mir zu 99 Prozent heute noch Dudl. Also das ist mir geblieben und andere höre ich dann wirklich nur, wenn ich irgendwo offiziell irgendwo etwas mache oder bin. Und diesen Namen schreibe ich manchmal auch noch falsch. Also einfach zur Beruhigung von hinten, das D-R-E-J, das kann ich immer noch verdrehen, wenn es sein muss, obwohl ich es Millionen Mal geschrieben habe.
[38:05] Und was machst du so im Alltag? Liest du auch mal ein Buch? Ja, da habe ich begonnen. Sehr gerne sogar. Also ich habe öfter sein Buch gelesen jetzt und ich geniesse es, wenn ich in Mallorca mehr bin, einfach mal ein Buch zu lesen, das Telefon auf die Seite zu lesen. Und das will ich immer noch mehr verstärken. Also ich finde das eigentlich sehr schön. Eigentlich schöner als stundenlang, was ich übrigens auch mache, stundenlang am Handy zu sitzen, aber da will ich dann irgendwann einen Schwerpunkt setzen, das Handy mal ein bisschen mehr auf die Seite zu legen und.
[38:36] Vermehrt zu lesen, was ich aber, also ich kann jetzt stolz auf Dutzende von Büchern zurückschauen, die ich gelesen habe und die meisten, weil ich mich sehr gefesselt habe, was ich früher undenkbar war für mich. Das geht mir jetzt in den letzten 10, 15 Jahren, wo ich auch hier diesen Job mache als Legasthenie-Experte, auch so, dass ich jedenfalls... Ich habe schon mal im Jahr 30, 40 Bücher geschafft. Ja, das ist... Aber eben alles Fach, Fachliteratur, ob das nur Psychologie ist, Medizin, Pädagogik, Sozialwissenschaften und so weiter und so fort. Ja, diese Energie, diese Energie hätte ich jetzt zu wenig. Also für mich muss es wirklich ganz gar, also ein Kriminalbuch sein oder irgendetwas, was mich sofort fesselt. Dich fesselt jetzt dieses Thema natürlich. natürlich, aber ich lese immer noch enorm, enorm langsam. Das heißt, bis ich ein Buch gelesen habe, da haben andere drei Bücher gelesen. Aber trotzdem, ich mache mein Tempo, mache mir keinen Stress, aber es muss mich fesseln und es gibt schon mal ein Buch, wo ich denke, wenn die ersten Sätze so kompliziert sind, dann wird es hinten sicher nicht besser und wenn ich zu viel studieren muss, dann bremse ich dann schon noch gerne.
[39:55] Jedenfalls, ich habe mir gesagt, ich habe das Lesen und Schreiben dann so mühselig dann auch selber mit beibringen müssen, weil ich dann auch wenig Unterstützung erhalten habe, da habe ich gesagt, da kann ich auch schwere Sachen lesen. So ging es mir jedenfalls damit. Und da habe ich mich einfach auch gezwungen, einfach auch mal in die verschiedensten Denkrichtungen zu gehen. Oder ich irritiere, lass mich doch ganz gerne mal irritieren und lese einfach auch mal ein Buch, was gerade meiner Denkrichtung entspricht. Dass ich einfach mich zwinge, was Neues dazu zu lernen. Das hat mir sehr viel gebracht. Also seichte Literatur, das ist mir dann, das ist nicht für mich so das Thema. Ja, ja. Das ist mir dann zu simpel. Aber so ist die Herangehensweise bei den Betroffenen unterschiedlich. Ja, ja. Diese Energie, diese Energie investiere ich dann lieber ein bisschen mehr in den Sport. Das ist auch gut. Da sollte ich vielleicht auch nochmal nachjustieren.
[40:55] So gut. Ich bin ja auch lernfähig. Ein vitaler, gesunder Körper macht sicherlich viel aus auf die Lebensqualität und auf die gute Laune schlussendlich auch. Aber wie gesagt, es ist immer ein gutes Beispiel, wenn ich den Trainingsplan eines Weltmeisters nehme und genauso trainiere wie der beste Stabhochspringer aktuell, da kann ich noch so genau die Trainingspläne machen und noch mehr trainieren. Wenn der Weg nicht stimmt dahin, dann wird man nie Stabhochspringer, Olympiasieger. Man muss seinen eigenen Weg finden und der kann vielleicht besser sein, dass man dann vielleicht sogar besser ist als der andere. Aber man kann nie einfach den Weg Lars gehen oder den Weg Dudl gehen, sondern man muss seinen eigenen Weg gehen und seine Stärken und das selber finden und ich glaube, dann kann man erfolgreich werden. Genau, das würde ich auch sagen. Aber kennst du in deinem Umfeld auch gescheiterte Legastheniker? Nein. Kennst du nicht? Nein, kenne ich nicht. Kenne ich gar nicht. Wie könntest du dir Scheitern vorstellen?
[42:14] Ganz einfach, unzufrieden im Leben. Unglücklich, unzufrieden, am Morgen nicht gerne aufstehen, unzufrieden. Neidisch auf andere, ein unzufriedener Mensch. Ich glaube, man kann mit ganz, ganz wenig sehr glücklich sein. Und man kann mit wahnsinnig viel sehr unglücklich sein. Und dann ist für mich auch ein Milliardär gescheitert, wenn er unglücklich ist und sich nur durch ein riesiges Flugzeug glücklich machen muss oder irgendwas. Dann bin ich lieber ein bisschen ärmer und dafür zufriedener. Und ich kenne keinen Legastheniker, also ich kenne jetzt keinen, der unzufrieden ist oder wo ich das Gefühl habe, dem müsste man gut zureden, sondern die haben den Weg, alle, alle haben den Weg gefunden. Schön. Na, ich kenne auch viele gescheiterte Leute, die dann wirklich auch psychische Probleme davon getragen haben. Also das ist gar nicht so selten. Da hast du sehr, sehr viel Glück gehabt und die Leute, die du dann eben auch kennst. Das muss man doch dazu sagen. Also ich weiß nicht, vielleicht also bei mir in der Schulzeit, da habe ich unendlich viel mal geweint und es war alles aber.
[43:36] Zusätzlich muss man sich da, also die, die ich kenne, die hatten sicher auch ihre schwierigen Zeiten, aber man muss sich selber wieder aus dem rausholen und.
[43:46] Es ist so, man kann sich nur selber rausholen. Also du kannst ihnen Tipps geben, was sie machen müssen, wie sie es verbessern müssen, aber schlussendlich aus einem Loch, da kannst du dich nur selber rausziehen. Ich könnte mich jetzt verkriechen und sagen, jetzt muss ich wieder den Rücken operieren, jetzt habe ich dieses Problem. Aber es gibt auch die Variante, dass ich sage, jetzt trainiere ich halt jeden Tag eine halbe Stunde, ich mache das, das und das. Aber jeder muss sich selber rausholen. Es wird nie einer kommen und sagen, hey, ich trainiere für dich, ich lese für dich, ich schreibe für dich. Das wird es nie geben. Oder ich baue ein Geschäft auf für dich und du kannst nachher ernten. Das wird es nie geben. Und umso ehrgeiziger man ist, umso mehr macht man halt dann schlussendlich.
[44:32] Und darum kenne ich vermutlich keinen, weil irgendwann, früher oder später, wird jeder merken, okay, es macht viel mehr Spaß, wenn es einem gut geht im Leben. Und das Verkriechen und Verstecken, vielleicht umgebe ich mich nicht mit solchen Menschen oder habe sie nicht so kennengelernt, aber alle haben sich rausgeholt selber aus eigener Kraft, würde ich sagen, die ich kenne. Mhm, irgendwas hier hat man ja manchmal auch gerade besonders in Ostdeutschland noch so den Eindruck, dass eben das Sozialstaat muss eben vieles machen und das Gemeinwesen, aber das ist eben häufig kontraproduktiv, das kann es eben nicht leisten, deswegen muss man schon viel Eigenengagement mitbringen. Ja, und das ist das, was Freude macht, wenn man es so schafft. Aber es wird dich nie, nie jemand, nie jemand wird dir den Weg ebnen, dass du ganz einfach, du hast immer unendlich, ich habe unendlich viele Stolpersteine, auch jetzt und das wird auch immer so sein. Nein, es gibt kein Leben, wo man keine Probleme hat. Es kommen immer Probleme und die muss man immer aus dem Weg schaffen. Die Probleme wären vielleicht irgendwann mal ein bisschen kleiner.
[45:44] Aber es wird bis ins hohe Alter, dann beginnt das weh zu tun, dann kann man vielleicht nicht mehr so gut Treppen laufen. Es gibt kein Leben, das keine Probleme macht. Die schönste Zeit ist eigentlich die Schulzeit. Da hat man ausserdessen, ich als Legastheniker, dieses Deutsch, Aber sonst war das die unbeschwerteste Zeit. Also alle, die in der Schule sind, genießt die Zeit möglichst viel, weil es wird nie einfacher nach hinten. Aber man kann es sich einfacher machen, indem man sich halt am Kleinen erfreut und nicht Schwerpunkt auf das, was negativ ist, setzt.
[46:21] Was würdest du den Eltern mitgeben? Den Eltern würde ich mitgeben, dass ihr Kind halt dieses Problem hat, aber trotzdem sehr erfolgreich werden kann. Also ich habe meine Eltern reden hören und sie haben gesagt, was wird denn aus ihm, was kann aus ihm werden? Dazu mal war das, vor 45 Jahren war das gigantisch, was soll aus diesem Kind nur werden?
[46:45] Und jetzt kann ich behaupten, ich habe alle in meiner Schulklasse, ich war mit Abstand, alle sind in die Sekundarschule gekommen in meiner Klasse, Ich ganz knapp auch, aber ich war mit Abstand der Schlechteste. Aber trotzdem würde ich jetzt sagen, wie zufrieden die anderen sind, weiß ich nicht. Aber ich bin eigentlich sehr, sehr erfolgreich verglichen jetzt mit den anderen gewesen und sehr zufrieden. Und wenn ich das Klassentreffen, was ich letztes Jahr hatte, würde ich sagen, ich möchte dazu mal noch, mochte ich schon nicht tauschen, aber jetzt möchte ich auch auf keinen Fall mit jemandem von den anderen tauschen, weil ich stehe am Morgen auf und bin zufrieden. Und den Eltern muss man da sagen, es hat jeder seine Stärken und diese Liste mit Legastheniker sieht man, dass sehr, sehr viele erfolgreich, Louis Hamilton zum Beispiel, dann ist halt erfolgreich im Rennsport oder im Sport sonst oder jeder wird seinen Weg machen, aber zeigt den Kindern den Weg, wo sie stark sind und zeigt den Kindern nicht, wo sie schlecht sind. Das ist deutsch. Da werden sie nie die Überflieger sein. Aber sie werden auf ein gewisses Niveau kommen können.
[47:56] Aber sie sollen den Kindern möglichst Möglichkeiten geben, alles kennenzulernen und für sich nachher das Beste auszuwählen. Und das war für mich jetzt Sportartikelverkäufer. Das war sehr gut. Da habe ich meine Stärken, da konnte ich sehr gut verkaufen. Ich konnte jedem Laufschuh verkaufen, weil ich noch gern gelaufen bin. Und die wussten, er ist authentisch, er erzählt etwas, was stimmt.
[48:22] Und eine Maske aufzusetzen, wird irgendwann mal zum Verhängnis werden. Sondern lass die Kinder so sein und die Stärken so haben, wo sie sind. Und dann werden sie ein erfolgreiches oder viel, viel wichtiger, ein glückliches Leben führen.
[48:37] Genau, das ist auch das Wichtigste, dass jedes Kind sein Potenzial finden soll. Das ist auch unser Ansatz, dass das eigentlich sollte im Mittelpunkt sein. Die Schwäche... Bewältigen lernen und dann damit eben auch die Stärken finden. Und das ist eigentlich einer der wichtigsten Punkte, dass man nie nur da sagt, Mensch, das arme Kind ist behindert und krank, sondern man sollte das Beste draus machen. Natürlich soll man sie auch helfen suchen, wenn es angezeigt ist, dass man zu Medizinern und Psychologen geht, wenn die Kinder psychische Probleme haben. Aber wenn es nicht an dem ist, sollte man da eben trotzdem darauf achten, dass das Potenzial sich entwickeln kann mit den Kindern. Das ist nämlich die wichtigste Ressource in unserer Gesellschaft, dass wir eben die Kinder eben entsprechend ihre Möglichkeiten entwickeln. Und gerade in der anbrechenden Wissensgesellschaft müssen unsere Kinder top ausgebildet sein. Ja.
[49:36] Wer heute nie lesen und schreiben kann, der wird ganz große Schwierigkeiten bekommen, irgendwelche Berufe zu lernen. Natürlich wird uns die KI zum gewissen Punkt natürlich auch unterstützen, aber die richtigen Basisfähigkeiten, die müssen eben die Kinder bis heute noch lernen an den Schulen. Das hilft bestimmt. Irgendwann kommt man dann an einen Punkt, wo man sich spezialisiert in eine Richtung geht. Richtig. Und da habe ich einen Kollegen, der ist auch Legastheniker, der ging in die Realschule und alles und der Lehrer hat erkannt, dass der am Computer ein Genie ist, dass der wirklich genial gut ist. Und der verdient jetzt sehr, sehr viel Geld, indem er einfach im Programmieren in der Schule abgestempelt wurde als dumm, als faul und dumm. Und der Lehrer hat, das war vor 40 Jahren, hat erkannt, dass dieser Schüler einen Computer, den man in der Schule zugetan hat, der begabt war, dann hat man dem einen Computer gekauft und der ist aufgegangen wie eine Blume in diesem Bereich, allen anderen Bereichen nicht. Und ich glaube, den Kindern muss man solche Sachen aufzeichnen, dann beginnen sie zu studieren, wo bin ich gut. Bei mir war es jetzt halt einfach.
[50:50] Sport und dann gibt es auch viele Möglichkeiten vielleicht, ich hätte sogar im Nachhinein Sportlehrer werden können über den modernen Fünfkampf, was ich gemacht habe also Lehrer war auch einer meiner Traumberufe, die aber undeckbar war weil ich mehr Fehler gemacht hätte als jeder Schüler, wenn ich an der Wandtafel geschrieben hätte, früher aber trotzdem, diese Möglichkeiten gibt es irgendwann und, wenn man jemand, aufzeichnen kann, wo er stark ist und sagt, hey, du kannst supergut singen, dann kann er vielleicht in ein Chor gehen und dort Selbstbestätigung holen oder vielleicht wird er sogar eine Weltkarriere machen als Sänger, weil er gut singt. Aber wenn er von Anfang an runtergedrückt wird, wird das schwierig. Und ich glaube, das ist die große Aufgabe der Eltern, die Kinder zu motivieren, in diesen Bereich zu gehen, aber trotzdem das andere nicht zu vernachlässigen, weil dann macht das plötzlich vielleicht sogar das Lesen, wie mir, plötzlich mal Spaß und ist nicht mehr eine Quälerei, wenn man nur aufs Schlechte beschränkt wird. Genau. Wie geht es dir da heute mit dem Schreiben? Bei mir? Ich habe mir hier ein paar Notizen gemacht. Ich schreibe immer noch so hässlich, dass ich es nicht mehr selber lesen kann, was ich geschrieben habe.
[52:05] Und wenn ich jetzt hier durchgehe, würde ich vermutlich, also wäre 20% rot unterstrichen, also immer noch sehr schlecht. Ich bin sehr unkonzentriert im Schreiben. Aber das stört mich im Prinzip nicht groß. Also ich habe mir angewohnt, ganz hässlich zu schreiben, dass niemand sieht, wenn er zuschaut, was ich schreibe. Fakt ist, dass ich die Zettel nachher wegwerfen kann, weil ich selber nicht lesen kann. Aber trotzdem, ja, es ist immer noch, nein, kein Problem, es ist immer noch vorhanden. Die Doktorschrift, sozusagen. Das sagt man ja auch so einigen Medizinern nach. Deswegen haben sie auch die Doktorschrift. Es ist gar nicht so selten, dass es auch Mediziner gibt, die Legastheniker sind. Das kenne ich ja auch aus der praktischen Arbeit. Das kenne ich einige und die sind richtig, richtig gute Chirurgen und die sind Legastheniker. Und die nehmen das auch mit einem Lachen. Die haben ihre Selbstbestätigung auch bekommen mit dem Doktortitel und dass sie wissen, dass sie gut sind. Und ja, eben, das ist tatsächlich ganz, ganz ein kleiner Teil, was uns ein bisschen benachteiligt hat zumindest. Mindestens, aber im Berufsleben denke ich, wenn man am richtigen Ort ist, sollte das kein Problem mehr sein. Für mich ist es heute auch weniger ein Problem. Ich habe natürlich selber auch noch so eine Doktorschrift und.
[53:26] Wie du. Also das schwankt schon. Aber mit den Kindern musste ich mir eben dann doch die Schulausgangsschrift angewöhnen und dann geht das schon. Aber trotzdem muss ich mich dann doch mal korrigieren oder so. Aber ich bin doch durch das tägliche Arbeiten mit meinen Schützlingen hier in meinem Institut, bin ich dann Stück für Stück besser geworden. Aber ich merke eben, ich werde immer etwas langsamer sein im Lesen und im Schreiben. Aber ich habe gelernt, auf meine anderen Ressourcen zurückzugreifen, wo ich meine Stärken habe. Wir haben also eine ganz ähnliche Entwicklung. Und das finde ich schön. Und ich würde mir von vielen anderen wünschen, dass ich so ähnlich pragmatisch mit dem Thema Legasthenie umgehe, eben viel differenzierter. und dass wir eben auch lernen, uns mehr zu outen. Was hast du denn mit Fach- und Führungskräften und Legasthenie so erlebt? Kennst du da so auch richtige Führungskräfte? Jehnste, jehnste. Also durch mich, dass ich es relativ schnell sage, weil ich nicht als dumm dastehen möchte, erzähle ich das relativ viel. Und da kommen so viele Führungskräfte, die genau das Gleiche haben, haben ganz genau das Gleiche. Aber die haben zum Teil noch viel mehr Mitarbeiter.
[54:47] Aber die haben einfach auf ihre Stärken gesetzt und das nicht so gewichtet. Oder es wurde nie so gewichtet. Und das gibt es unendlich viele Mal. Man würde staunen, wie viele Leute das haben. Und durch alle Schichten. Aber es gibt auch Leute, die auch sonst nicht die Hellsten sind, die auch noch Legastheniker sind. Das gibt es auch so, wie es alle Menschengruppen gibt. Also von dem her kann man nie jemanden in einen Topf hineinwerfen. Das ist völlig falsch. Genau, das ist wichtig. Ja. Und in diesem Sinne bedanke ich mich recht herzlich, dass du mein Gast warst, hier beim Legasini Coaching Podcast. Wir können ja irgendwann nochmal eine Folge aufnehmen, zu anderen Themen, wenn du möchtest. Sehr gerne. Ich war sehr gerne dein Gast und ich hoffe, dass ich ein paar Junge motiviert habe, so richtig Gas zu geben oder vielleicht nur in den Sportclub zu gehen. Oder dann habe ich meine Aufgabe heute einigermaßen erfüllt. Lieben Dank dafür. Ich danke dir. Tschüss Lars. Tschüss.
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