#7. Ist Legasthenie eine Behinderung?
Shownotes
Hallo liebe Hörer,
hier ist Lars vom Legasthenie-Coaching-Podcast. In dieser siebenten Episode beschäftigen wir uns mit der Frage: Ist Legasthenie eine Behinderung?
Hauptthemen dieser Episode:
- Legasthenie und Behinderung:
- Diskussion über die Definition von Legasthenie als psychische Störung laut EU-Behindertenkonvenstion und ICD-11.
- Kritik an der Einstufung von Legasthenie als Behinderung und die Auswirkungen auf Betroffene.
- Persönliche Perspektiven:
- Lars’ Ansicht, dass Legasthenie eine Normvariante menschlicher Intelligenz ist, keine Behinderung.
- Die Rolle der Gesellschaft in der Stigmatisierung und Behinderung von Legasthenikern.
- Soziale Biografien und Integration:
- Unterschiedliche Biografien von Betroffenen und deren Einfluss auf die psychische Gesundheit.
- Wichtige Faktoren für ein eigenständiges und erfülltes Leben trotz Legasthenie.
- Kritik am Behinderungsstatus:
- Nachteile der Anerkennung als Behinderung und der Wunsch nach individueller Förderung und Integration.
- Wichtigkeit der Differenzierung und Akzeptanz von Schwächen als Teil der menschlichen Vielfalt.
Fazit: Legasthenie sollte nicht pauschal als Behinderung betrachtet werden. Stattdessen ist es wichtiger, die individuellen Stärken und Schwächen zu erkennen und zu fördern.
Bleibt dran für weitere spannende Episoden. Bewertet unseren Podcast und teilt eure Gedanken mit uns.
Euer Lars.
Transkript anzeigen
[0:05] Hallo, hier ist der Lars vom Legasthenie-Coaching-Podcast. Heute, in der siebenten Episode, werden wir uns, wie schon angekündigt, mit dem Thema, ist Legasthenie eine Behinderung, beschäftigen.
[0:21] Laut UN-Konventionen und ICD-11, manuell psychischer Störung, gehen wir ja davon aus, dass die Legasthenie eine Erkrankung ist, sprich auch man geht so weit, dass es eine psychische Behinderung ist. Dafür macht sich schon lange der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie, e.V. Stark einer der ältesten, Selbsthilfeverbände. Das ist natürlich aus der menschenrechtlichen Perspektive, wie ich jedenfalls das Menschheit verstehe, natürlich eher kritisch zu sehen, dass man alle Betroffene als behindert ansieht. Für meinen Teil, ich wurde in der Vergangenheit von dieser Gesellschaft behindert und beeinträchtigt. Aber ich sehe das Thema Legasthenie für mich persönlich nicht als Behinderung, sondern als Normvariante menschlicher Intelligenz. Also eine Schwäche, die man erkennen, bewältigen und natürlich auch verstehen muss. Und das muss doch das Allerwichtigste sein, dass man das Thema Legasthenie bewältigt, um dass man langfristig natürlich dann daraus keine Behinderung erwerben muss.
[1:37] Und wenn man den Behinderungsaspekt dann eher anders sieht, dass die Gesellschaft uns behindert, weil sie einfach uns stigmatisiert und uns auch nicht verstehen möchte und weil sie viel zu undifferenziert undifferenziert über das Thema aufgeklärt ist, das ist natürlich, das muss man verstehen. Und dass alle von uns Betroffenen sollen dann behindert sein, das ist eher strittig. Hier muss man, wie ich schon mehrfach erwähnt habe oder in den letzten Episoden gesagt habe, muss man die soziale Biografie der Betroffenen genauer verstehen. Die andere Betroffene als.
[2:21] Psychisch Erkrankten macht oder dass sie natürlich dann langfristige Schädigungen davon tragen, weil sie eben keine Förderung und Integration erlebt haben. Darum ist das Thema eher strittig, dass man die Legasthenie grundsätzlich als Behinderung sieht. Also das halte ich eher für veraltet. Das ist eine Herangehensweise, das hat man seit vor 30, 40 Jahren so gesehen, aber das sollte man abberlegen. Das ist diskriminierung natürlich mag es betroffene geben die gerne eine anerkannte behinderung hätten weil sie sich hoffen erhoffen dass er irgendwie welche vorteile erhalten aber, was ich bisher gesehen habe erhält man ja sowieso maximal 20 30 prozent an schwerbeschädigung was sollte das einen für vorteile bringen vielleicht nachlass bei öffentlichen bahnfahrten oder so Aber das wird uns keinen Ausgleich verschaffen. Bei all den guten Diskussionen, wo es um das Thema Inklusion in unserer Gesellschaft geht, sollte man schon genauer darauf achten, was als Behinderung anerkannt ist oder nicht. Und da kämpfe ich schon lange dafür, dass man das Thema, diesen Behindertenaspekt im Bereich Legasthenie, eher differenzierter sieht oder abschafft.
[3:43] Viel wichtiger ist, dass wir für ein eigenständiges Leben bevollmächtigt werden, dass wir befähigt werden und dass wir uns eben nicht als Behinderte einschränken lassen.
[4:01] Darum muss man sich mit dem Thema genauer beschäftigen. Die, die sich gerne zurücklehnen wollen und die, die die Legasthenie gerne als Behinderung sehen wollen und wenn sie wollen, so stehen bleiben als Persönlichkeit da, wo sie sind, sollen sie es gerne tun. Aber für die, die sich wollen persönlich weiterentwickeln, die ein erfülltes und freies Leben möchten, die ihre Schwierigkeiten bewältigen wollen, die ihr Potenzial ausschöpfen möchten, die einen Beruf ausüben möchten, der ihren Fähigkeiten entspricht. Für die wird das Thema Behinderung eher kaum umsetzbar sein. Also mich haben da schon einige kopfschüttelt angeguckt, gerade wenn ich dann mit Leuten aus Führungsetagen spreche, die wollen keine Behinderung. Wozu? die kann man kann ja ein manager wird mir ein vogel zeigen wenn ich sage du bist legastheniker und behindert der wird der erstens outen sich deswegen auch die wenigsten weil das ja in unserer gesellschaft immer als behinderung oder als krankheit gesehen wird darum haben wir auch immer weniger oder auch viel zu wenig betroffene die da überhaupt dazu stellung nehmen oder was dazu sagen.
[5:29] Und weil wir eben viel zu wenig reden über das Thema, ist das natürlich auch für die nachwachsenden Generationen, für die Kinder und die Eltern natürlich immer schwieriger.
[5:41] Und man kann langfristige seelische Behinderung in der Kindheit möglichst vermeiden. Es ist keine Frage, dass es einzelne Fälle gibt, die wirkliche schwere Behinderung oder Behinderung haben und auch Lessericht, Schreibschwächen und Lernschwächen.
[6:00] Aber da ist dieser ganze Aspekt Leserechtschreibführigkeiten in der Fachwelt viel zu undifferenziert, um da genauere Aussagen zu treffen. Weil wir uns immer noch streiten, was die Ursachen in diesem Bereich sind. Und das ist eben leider nicht förderlich für die Leute, die sich damit wenig auskennen. Aber wir wissen, dass es eben sehr viele verschiedene Ursachen von Leserechtschreibschwächen gibt. Zum einen, wo die ungünstigen Umweltfaktoren sind, die das mit begünstigen, die Schwierigkeiten. Heute darf man natürlich auch nicht vernachlässigen, dass eine undosierte Mediennutzung natürlich alle möglichen Lernschwierigkeiten mit begünstigen kann. Wenn dann Eltern weniger mit ihren Kindern sprechen, wird man langfristig natürlich auch Sprachschwierigkeiten und auch Schwierigkeiten im Lernen allgemein mit begünstigen und Konzentrationsschwierigkeiten und so fort. Aber das hat nichts automatisch mit Legasthenie zu tun. Man weiß eben, dass es eine gewisse Anzahl von Leserechtschreibschwächen gibt, die gehäufter in der Familie auftreten können.
[7:11] Aber darum müssen sie nicht alle als behindert anerkannt werden oder will man um das einfach mal etwas zu provozieren sollte man jeden der mit mit mit mittel 20 vielleicht grau wird sollte man den als behindert einstufen nur weil er so frühzeitig grauer haare hat das ist doch quatsch oder wollen wir alle grau halten als behinderte einstufen weil sie graue haare und keine natürliche Farbe mehr haben. Also anders würde ich auch die Legacy nicht sehen, auch wenn das provozierend ist. Ich bin da eher ziemlich libertär unterwegs und ich habe da auch ein ziemlich libertäres Verständnis, was das Thema betrifft. Dazu stehe ich auch. Manche mögen da andere Weltbilder verfolgen und meinen, ja, ich brauche eine Anerkennung in der Behinderung, dass mir die anderen helfen.
[8:03] Dieses Verständnis ist aber völlig kontraproduktiv und bringt uns nicht weiter. Denn ich kenne viele, die verzweifelt dann gehofft haben, dass sie von staatlicher Seite irgendwelche Unterstützung erhalten. Ich für meinen Teil habe das ja auch mehrfach dann versucht einzufordern, dass man mich mit meiner Legasthenie entsprechend meiner Fähigkeiten in die Gesellschaft integriert. Und dazu musste ich 15 Jahre mit den staatlichen Behörden streiten, um dass man mich einfach vollumfassend entsprechend meinen Fähigkeiten beruflich und natürlich auch persönlich integriert. Aber nur weil ich mich zu Wehr gesetzt habe, konnte ich dann meine Schwierigkeiten ganz gut bewältigen und ohne Behindertenstatus in die Gesellschaft integriert werden. Aber nur, weil ich immer einfach dem widersprochen habe, ich bin nicht behindert, ich bin Legastheniker, habe meine Fähigkeiten und ich will einfach entsprechend meinen Fähigkeiten und meinen Interessen integriert werden.
[9:14] Und darum sollte man vehement das Thema Legasthenie und Behinderung, weil es so undifferenziert ist für die Betroffenen, sollte man das wirklich dem widersprechen. Und das mag sein, dass es im Gemeinwesen oder im Sozialrecht mag so gesehen werden, dass das Thema Legasthenie als Behinderung gesehen wird und dass vielleicht auch eine Behindertenkonvention das verallgemeinern möchte. Aber das ist einfach nicht günstig, weil das verallgemeinernd ist und alle in den gleichen Topf wirft und das ist Diskriminierung.
[9:56] Und dann muss man auch dazu sagen, welcher Mensch hat keine Schwäche? Sind wir denn dann irgendwie alle behindert, nur weil wir Schwächen haben? Man sollte eher lernen, das Thema Schwäche auch zu feiern. Und dass man sagt, okay, ich bin in dem und dem Bereich eben eher mittelmäßig, aber dafür habe ich gerne andere Fähigkeiten. Man sollte eher auf die Fähigkeiten und vorhandenen Ressourcen gucken, wie man sie einsetzt. Und wenn man ehrlich ist, es gibt niemanden, der perfekt ist. Es gibt so einige, die auf vielen Bereichen eher mittelmaß sind. Und wenn man ehrlich ist und auf sich selber guckt, auch so manche Fach- und Führungskräfte, die an anderen Stellen Top-Fähigkeiten haben und dann in manchen Bereichen sind sie eher mittelmäßig.
[10:48] Und anders würde ich das Thema Legasthenie auch nicht sehen. Man ist eben im Lesen und Schreiben nie perfekt oder vollkommen, vielleicht wie andere, aber dafür ist man eben in anderen Fähigkeiten, in anderen Bereichen recht fähig. Man kann gut mit Menschen umgehen, ist sozial oder man ist kreativ. Man kann gut mit Technik umgehen oder man hat völlig andere Potenziale. Diese Potenziale gilt es zu fördern und man sollte eher den Bereich Behinderung sehr maßvoll benutzen. Sicherlich sind mir schon Erwachsene begegnet, die hatten aber zum größeren Teil eine sehr ungünstige Kindheit. Sie wurden vernachlässigt, erhielten gar keine Unterstützung und Förderung an der Schule. Auch wenn man so den Aspekt der Sonderschulen und Förderschulen betrachtet für Lernförderung, das sind zum Großteil keine kognitiv eingeschränkten Kinder, sondern sie sind häufig sozial benachteiligt.
[11:59] Und eher aufgrund der sozialen Benachteiligung kann der Legastheniker zu einem Behinderten werden. Und ich glaube nicht, dass automatisch die Legasthenie wirklich irgendein Maß einer Behinderung hat. Viel wichtiger ist es, die Schwierigkeiten zu bewältigen und zu kompensieren. Und man muss sie natürlich akzeptieren, für sich selber. Und die Gesellschaft muss akzeptieren, dass niemand perfekt ist und dass es Menschen mit Schwächen gibt und Stärken. Und wenn ich mir so einige angucke, die nicht vom Legasthenie betroffen sind, was die für Schwächen haben, die sind natürlich auch nicht in allen Bereichen glänzend und herausragend. Das mag in unserer oberflächlichen Leistungsgesellschaft so sein, dass jeder muss perfekt sein, jeder Turbo geben und Hochleistung. Aber sind wir doch mal ehrlich. Niemand ist perfekt und niemand hat kein Defizit. Und die Legasthenie sollte man eher als Schwäche sehen, die man gut bewältigen kann. Man muss sie frühzeitig erkennen, verstehen und bewältigen. Und das war mein kritischer Beitrag zum Thema, ist Legasthenie eine Behinderung?
[13:24] Und dann demnächst folgen weitere Podcasts. Ich freue mich. Euer Lars.
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