27. LRSR-Studie: Elterndefition LRS/Legasthenie
Shownotes
Beschreibung: Lars teilt wertvolle Erkenntnisse aus der LRSR-Befragungsstudie zur Elterndefinition von Lese-Rechtschreibschwäche und Legasthenie. Er analysiert, wie Eltern diese Themen definieren und welche Herausforderungen sich daraus ergeben.
Inhalt der Episode:
[0:00] Begrüßung und Einführung: Lars begrüßt die Hörer und stellt das Thema der Episode vor. [0:05] Einführung in die Elterndefinition: Lars erklärt, dass diese Folge sich mit der Elterndefinition von LRSR und Legasthenie befasst. [1:10] Diversität der Familienumwelten: Lars spricht über die unterschiedlichen Familienumwelten und deren Einfluss auf die Wahrnehmung von Lernschwierigkeiten. [1:59] Frage 47 der Befragungsstudie: Lars stellt die Frage vor, wie Eltern LRSR und Legasthenie definieren. [2:48] Ergebnisse der Mehrfachauswahl: Lars analysiert die Antworten der Eltern, die LRSR und Legasthenie als Schwäche, Wahrnehmungsstörung, anderes Begabungsmodell, genetischen Defekt oder eigene Definition einstufen. [3:36] Interpretation der Ergebnisse: Lars interpretiert die Ergebnisse und zeigt auf, dass die Mehrheit der Eltern LRSR und Legasthenie als Schwäche oder Wahrnehmungsstörung definiert. [4:53] Differenzierte Wahrnehmung: Lars betont die Notwendigkeit einer differenzierten Wahrnehmung von Lernschwierigkeiten. [5:55] Kritik an der medizinischen Definition: Lars kritisiert die medizinische Definition von Lese-Rechtschreibschwäche als Krankheit oder Behinderung. [6:33] Herausforderungen im Bildungswesen: Lars spricht über die Herausforderungen, denen das Bildungswesen bei der Erkennung und Bewältigung von Lernschwierigkeiten gegenübersteht. [7:58] Aufklärungsbedarf: Lars betont die Notwendigkeit einer besseren Aufklärung von Eltern und Lehrern über Lernschwierigkeiten. [9:16] Spannungsfeld Hochbegabung und Lernschwierigkeiten: Lars erklärt das Spannungsfeld zwischen Hochbegabung und Lernschwierigkeiten. [10:05] Inhaltsanalyse der offenen Fragen: Lars analysiert die offenen Antworten der Eltern und zeigt die verschiedenen Perspektiven auf. [11:31] Unterschiede im Bildungswesen: Lars spricht über die Unterschiede im Umgang mit Lernschwierigkeiten im Bildungswesen. [12:34] Fazit und Ausblick: Lars fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und ermutigt die Hörer, sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Links und Ressourcen:
Mehr über unsere Arbeit: Legasthenie Coaching Kontaktieren Sie uns: info@legasthenie-coaching.de Folgen Sie uns auf Instagram: @legastheniecoaching Bleiben Sie dran! Abonnieren Sie den Podcast, um keine Episode zu verpassen. Teilen Sie diese Folge mit anderen, die sich für das Thema interessieren, und hinterlassen Sie uns eine Bewertung!
Transkript anzeigen
Hier ist der korrigierte Text:
---
[0:00] Hallihallo, hier ist Lars vom Legasthenie-Coaching-Podcast.
[0:05] Heute gibt es die 27. Folge unserer LRSR-Befragungsstudie. Heute behandeln wir das Thema Elterndefinition von LRSR, also Lese-Rechtschreibschwäche und Legasthenie. Ich hatte immer wieder sehr interessiert, wie die Eltern das Thema LRSR und Lese-Rechtschreibschwäche einordnen und wie sie das selbst für sich definieren, was ja dann natürlich auch den Umgang der Lernschwierigkeiten bei den Kindern erklären kann. Heute sind die Kinder in unserer heutigen Zeit in sehr diversen Familienumwelten eingebettet. Das ist schon sehr verschieden. Die Kinder wachsen in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen und Familien auf, mit verschiedenen Traditionen und Hintergründen. Das hat sich deutlich verändert im Vergleich zu vielleicht vor 20, 30 Jahren. Aber dazu müsste man noch in einem anderen Podcast weit mehr dazu sagen. Dazu fehlt uns heute die Zeit.
[1:10] Aber mal sehen, wie man die Kindheiten der Kinder in unserer heutigen postmodernen Zeit vielleicht besser beschreiben kann, wo ich momentan ein spannendes Buch dazu lese. Vielleicht werde ich dann demnächst einmal auf das Thema genauer eingehen. Wenn ich mich dann zielgerichteter mit dem Thema Erkennen, Verstehen und Bewältigen im Kindesalter beschäftigen oder ich werde spezielle Teile für Eltern produzieren und diese dann veröffentlichen. Da sind schon einige Ideen in Arbeit, wo ich dann einiges noch dazu sagen werde. Lasst uns gespannt sein, was mir da noch einfällt. Ideen sind schon zu einigen Folgen. Das ist einfach nur so kurz die Nebendrede hier in meiner Folge.
[1:59] Ich will mich ja heute mal mit der Elterndefinition zum Thema LRSR und Legasthenie äußern. Und was wir sonst so beobachtet haben. Wir hatten dann noch die Frage 47, wie würden Sie LRSR-Legasthenie definieren?
[2:18] Dann hatten wir mehrere Möglichkeiten, wo die Eltern dann konnten mit mehreren Antworten beantworten. Das war eine Mehrfachauswahl. Diese war dann für die Eltern möglich und dann hatten die Eltern auch noch die Möglichkeit, wenn sie das konnten gar nicht so richtig einordnen, dass sie konnten dann noch eine offene Frage beantworten, wie sie selber das Thema einschätzen. Ich fand das jedenfalls sehr, sehr spannend.
[2:48] Rund 62 Prozent oder bald 63 Prozent der Eltern definieren die Schwäche der Kinder von über 200 Beantwortungen als Schwäche. Dann waren rund 40% schätzten dann diese als Wahrnehmungsstörung ein, dann 30% oder bald 31% ein anderes Begabungsmodell, rund 22% als genetischen Defekt und dann rund 13% hatten dann ihre eigene Definition, zu der ich dann später werde noch hinzukommen und dann rund 7% konnten sich nicht oder 8% konnten sich nicht entscheiden. Nur 6% deuteten auf eine Krankheit hin.
[3:36] Und dann rund 5% auf das Thema Behinderung. Und als psychische Störung, das ist man bei knapp 5%. Und dann die Interpretation dazu. Die Mehrheit der Befragten definiert LRSR-Legasthenie als eine Schwäche von rund 63%, gefolgt von einer Wahrnehmungsstörung, das sind auch so rund 40%. Und eine bedeutende Anzahl sieht dieses als anderes Begabungsmodell, während weniger Personen es mit einem genetischen Defekt oder anderen Kategorien wie Krankheit oder Behinderung assoziieren. Nur ein kleiner Teil nennt psychische Störung, wie sie im Manual der ICD-11 als Lese-Rechtschreib-Störung als Ursache. Hier sieht man, dass die medizinischen Definitionen bei den Eltern nicht so dominant sind. Die Eltern nehmen ihre Kinder eher als gesund wahr, dass das Thema eher ein besonderes Begabungsmodell ist oder anderes Begabungsmodell.
[4:53] Viele nehmen das dann doch wahr, dass es eine genetische Schwäche ist, dass es häufig erblich ist, dass es vielen klar und drei, vier, vier Prozent nehmen es als Wahrnehmungsstörung, dass es eben die Wahrnehmung anders ist bei den Kindern. Das ist ja auch nicht ganz falsch, dass die Wahrnehmungsverarbeitung bei den Kindern doch verschieden ist, gerade die Wahrnehmungsverarbeitung des Sehens und des Hörens, das spielt schon eine Rolle, bei einigen Kindern, was ich sehr, sehr interessant finde, dass es eher 5 bis 6 Prozent von Krankheit bis Behinderung sich damit auseinandersetzen, dass sie das eher so wahrnehmen. Und eher die psychische Störung, weil 5 Prozent nur sind, das ist äußerst spannend, dass die Eltern da eher einen gesünderen Umgang damit zu pflegen wagen als unsere Fachwelt, die das eben als Krankheit und als Behinderung einstufen will.
[5:55] Sicherlich gibt es da schon lange einen fachlichen Streit in der Pädagogik wie in der klinisch-medizinischen Fachwelt. Das ist mit Sicherheit auch hochkritisch, dass man alle Kinder da als psychisch krank und behindert kategorisiert. Das sollte man in Sicherheit nicht tun. Auch wenn es natürlich nicht zu leugnen ist, dass natürlich sich psychische Probleme, Verhaltensprobleme entwickeln können, die natürlich das Lesen und Schreiben behindern können und dass es natürlich auch Begleiterkrankungen gibt, die da eine maßgebliche Rolle spielen können.
[6:33] Das gilt es auch nicht zu leugnen, aber der differenziertere Blick, den wünschen sich die meisten Eltern und natürlich ich als Betroffener auch, dass wir nicht alle in denselben Topf gemusst werden, sondern dass das Thema viel differenzierter betrachtet wird, am Einzelfall orientiert. Dass jeder individuell seine möglichen Unterstützungen erhält, um die Schwierigkeiten zu kompensieren. Und warum ich ja auch der Meinung bin, dass die Lese-Rechtschreib-Störung nichts im Manual der ICD-11 zu suchen hat, natürlich die ganzen Begleiterkrankungen, die dann von Krankenkassen und Medizinern behandelt werden müssen, wie Depressionen und Ängste, das ist ja alles richtig und korrekt. Das sollte auch in richtig medizinischer und fachlicher Hand von Fachpersonen behandelt werden. Das ist auch kein Thema, aber diese Rechtschreibschwäche an sich ist ein maßgeblich pädagogisches Problem, was maßgeblich auch von Pädagogen und entsprechenden Fachleuten und Spezialisten behandelt werden muss. Ich weiß, dass ich mich da immer wieder wiederhole, weil das mir ein Herzensthema ist, das besser zu differenzieren. Und Eltern sind ja auch in der Lage, das Thema allgemein als Schwäche einzuordnen und anders sollte man das auch nicht tun.
[7:58] Natürlich im Hinblick auf die bessere Differenzierung, dass es natürlich auch alle möglichen anderen Schwierigkeiten geben kann. Das ist auch völlig normal, dass Eltern das Thema manchmal auch leugnen wollen und eher darüber hinweggehen wollen, weil sie sich auch nicht eingestehen wollen, dass sie vielleicht selber ähnliche Schwierigkeiten hatten in der Schule, oder dass man das natürlich ungern zugibt, dass das Kind ein Defizit hat in unserer heutigen Gesellschaft, die mehr dieser Leistungsorientiert ist, ist das natürlich eher nicht so günstig, zu einer Schwäche zu stehen. Aber welcher Mensch hat keine Schwächen? Das muss man sich dann immer wieder fragen. Und darum ist es okay, wenn man das Thema als Schwäche allgemein erfasst und versteht und die Kinder natürlich dann auch so gut wie möglich unterstützt. Man sollte dies nicht grundsätzlich als Krankheit oder Behinderung einstufen. Natürlich, hier wird natürlich deutlich, dass diese ganze Wahrnehmung sehr unterschiedlich bei den Familien und auch in der Fachwelt ist. Das wird sich auch bleiben, weil der Fachbereich so was von komplex ist. Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, desto deutlicher wird es für mich.
[9:16] Dass dieser Bereich mehr als umfangreich ist. Und vieles ist bis heute immer noch sehr unklar. Und warum man sehr vorsichtig sein sollte, das pauschal nur als Krankheit und Behinderung zu kategorisieren, warum wäre es schon sinnvoll, dass man diese einfach als Lese-Rechtschreibschwäche wahrnimmt und eben die sekundären Problematiken eher dann medizinisch behandelt.
[9:48] Und in der Inhaltsanalyse, da wurden folgende Definitionen oder viele Perspektiven geschildert. In der Analyse, die Definition von Lese-Rechtschreibschwäche-Legasthenie zeigt eine Vielzahl von Perspektiven.
[10:05] Häufig wird es als Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen beschrieben, die durch Probleme bei der Erfassung und Verarbeitung von Sprache gekennzeichnet wird. Neurologische und genetische Aspekte wie eine genetische Disposition oder Unterschiede in der Sprachverarbeitung werden vermutet. LRSR gilt oft als Teil Leistungsschwäche, die den Schriftspracherwerb betrifft, während andere Fähigkeiten unbeeinträchtigt bleiben. Es wird auch als besondere Begabung oder alternative Denkweise gesehen, die viele Stärken betont. Pädagogische Ansätze erheben die Notwendigkeit spezieller Förderungen. Kritisch wird das Bildungswesen betrachtet, das individuelle Unterschiede oft nicht ausreichend berücksichtigt. Das haben wir ja schon in meiner ganzen Diskussion mit dem Fachgespräch der LRSR-OP gesehen, dass die einfach ihre Einordnung haben, aber sich weniger individuell mit dem Thema auseinandersetzen. Eltern wünschen sich natürlich, dass die individuellen Unterschiede erkannt und gefördert werden und dass die Kinder eine umfassende Unterstützung erhalten. Das sollte natürlich quer durch alle Schichten möglich sein in einer Gesellschaft, wo die Ressource Bildung immer wichtiger wird. Auch das Lesen und Schreiben wird weniger wichtig.
[11:31] Aber leider gibt es da große Unterschiede, auch im Bildungswesen. Manche Schulen können das natürlich gut auffangen und die Kinder gut fördern. Das ist sehr, sehr unterschiedlich, auch hier in Dresden. Und sehr wahrscheinlich wird das im deutschsprachigen Raum sehr ähnlich sein. Das ist egal, ob das hier in Dresden oder im Dresdner Umland oder in Sachsen oder in den anderen 15 Bundesländern der Bundesrepublik ist oder in Österreich, in der Schweiz oder Südtirol. Das wird immer eine Herausforderung sein. Das Bildungswesen ist immer gefordert, sich diesen Themen anzunehmen. Es gibt da verschiedene gute Bemühungen und natürlich auch viele unerkannte Fälle, wo man die Schwierigkeiten gar nicht richtig einordnen kann, warum dann viele Betroffene nicht die umfassende Unterstützung und Hilfe bekommen, um die Schwierigkeiten für ihr Leben gut zu bewältigen, ohne dass sie einen seelischen Schaden davontragen.
[12:34] Das war so die kurze Analyse und Interpretation unserer Ergebnisse. Sorry, dass ich immer wieder parteiisch werde, aber ich werde parteiisch für die Betroffenen, weil es mir ein Anliegen ist, dass wir einen differenzierten Blick auf das Sachgebiet haben und nicht nur einen sehr einseitigen. Das muss noch mehr in der Fachwelt diskutiert werden, wo nun die Ursachen sind und wie man das besser einordnet, um dass die Betroffenen eine bessere Unterstützung erhalten.
[13:08] Wie wir hier sehr deutlich beobachten können, ist das Thema sehr divers und sehr, sehr unterschiedlich und ist eingebettet in die verschiedensten Herausforderungen und Definitionen der Eltern, wie sie die Schwierigkeiten auch wahrnehmen. Das hat ja auch verschiedene Hintergründe, wie Eltern aufgewachsen sind, wie sie sozialisiert wurden, was sie selber von Hintergrund haben.
[13:39] Bildungstechnisch und berufstechnisch, das hat ja maßgebliche Prägung und natürlich auch etwas von sozialem Hintergrund, die Kinder eingebettet sind. Und je besser oder weniger gut werden natürlich die Eltern mit dem Thema umgehen können. Und sind sie besser aufgeklärt, können sie die Probleme besser einordnen. Und wie ich es schon in der letzten Folge euch erzählt habe, haben wir hier viel Nachholbedarf. Das war jetzt erstmal die vorletzte Folge.
[14:10] In der 28. Folge werde ich mich mit dem Thema Lernmethodiken im Lesen und Schreiben befassen. Dies wird auch nochmal eine kurze Folge. Und dann, in den weiteren Folgen, werden wir uns dann mit dem Kindesalter befassen. Da werde ich individueller auf das Thema Erkennen, Verstehen und Bewältigung bei Kindern mit den Rechtschreibschwächen eingehen. Ich hoffe, ich mache euch als Eltern Mut und stärke den differenzierten Blick auf das Thema. Das ist nämlich mein Hauptanliegen. Ich freue mich. Euer Lars. Bis bald. Free Audio Post-Production.
Neuer Kommentar