24. LRSR-Studie: Psychosoziale Auffälligkeiten
Shownotes
Beschreibung: In dieser Episode teilt Lars, Experte für Legasthenie und Fachjournalist, wertvolle Erkenntnisse aus der LRSR-Befragungsstudie. Der Fokus liegt auf den psychosozialen Auffälligkeiten bei Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten und wie diese im Kontext der kindlichen Entwicklung betrachtet werden können.
Inhalt der Episode:
Erfassung der psychosozialen Auffälligkeiten: Lars diskutiert die Ergebnisse der LRSR-Studie, die sich auf die psychosozialen Auffälligkeiten von Kindern konzentriert. Dazu gehören Probleme wie mangelnde Unterrichtsbeteiligung, Hänseleien, Konzentrationsschwierigkeiten und emotionale Belastungen. Analyse der Befragungsergebnisse: Die Episode beleuchtet die Ergebnisse der Befragung, einschließlich der Häufigkeit von Verhaltensproblemen und der Auswirkungen des familiären Umfelds. Praxiserfahrung und Forschung: Lars teilt seine Praxiserfahrung und gibt Einblicke in aktuelle Forschungsergebnisse zu diesen Themen. Links und Ressourcen:
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Transkript anzeigen
[0:01] Hallihallo, hier ist Lars vom Legasthenie-Coaching-Podcast.
[0:07] Heute, in der 24. Folge, befassen wir uns mit den psychosozialen Auffälligkeiten bei Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten, basierend auf der LRSR-Befragungsstudie.
[0:22] In der Untersuchung sozialer und psychosozialer Auffälligkeiten wurde deutlich, dass Kinder umfangreiche Schwierigkeiten und Belastungen haben können. In Frage 29 wurde nach Verhaltensproblemen in der Schule gefragt. Beobachtet wurden beispielsweise: Das Kind beteiligt sich nicht am Unterricht, hat keine Freunde, ist häufig abwesend, kann sich nicht am Unterrichtsgeschehen beteiligen, leidet unter Hänseleien der Mitschüler, lässt sich leicht ablenken, reagiert nicht auf Fragen oder schreibt nicht von der Tafel ab. Es spielt nebenher im Unterricht und ist eher abwesend oder stört häufig den Unterricht.
[1:47] In Frage 40 ging es um Probleme beim Erledigen der Hausaufgaben. Die Antwortmöglichkeiten reichten von "nie" bis "immer", und es gab auch die Option "keine Angaben". Beobachtet wurden: Das Kind verschweigt Hausaufgaben oder Klassenarbeiten, starrt beim Lesen ins Leere, hat Schwierigkeiten, sich an Unterrichtsinhalte zu erinnern, oder verschweigt zusätzliche Übungen. Diese Probleme können auch als soziale Auffälligkeiten auftreten. Die häufigsten schulischen Verhaltensprobleme waren leichte Ablenkbarkeit (57%), mangelnde Unterrichtsbeteiligung (19%), Abwesenheit im Unterricht (18%), Klassenclown-Verhalten (11%) und Bagatellisieren schlechter Noten (10%).
[2:42] Bei den Hausaufgaben hatten 76% der Kinder Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung und 58% benötigten die Nähe eines Erwachsenen. 56% trödelten vor Beginn, 48% brauchten viel Zeit, 48% hatten Verständnisprobleme, 28% erinnerten sich nicht an die Unterrichtsinhalte und 18% verschwiegen Hausaufgaben. Diese Daten verdeutlichen gravierende Schwierigkeiten in Konzentration, Lernmotivation und Schreibkompetenz. Diese Auffälligkeiten beobachten wir auch im Alltag, wenn wir die Kinder zur Lerntherapiestunde befragen, was sie sich vom Unterricht gemerkt haben. Manche erinnern sich gut, andere weniger.
[4:18] Frage 41 untersuchte, wie häufig Eltern Auffälligkeiten in alltäglichen Bereichen bei ihrem Kind beobachteten. Die Ergebnisse zeigen eine heterogene Verteilung der elterlichen Einschätzungen. Erziehungsprobleme waren bei 3% der Kinder nicht vorhanden und bei knapp 40% eher selten. Anspannung vor Klassenarbeiten trat bei 21% oft und bei 10% immer auf. Aufregung vor Klassenarbeiten war bei 17% oft und bei 13% immer vorhanden. Angst vor Mitschülern hatten 63% der Kinder nie. Angst vor Lesesituationen wurde bei 27% gelegentlich, bei 18% oft und bei 6% immer beobachtet. Aggressives Verhalten zeigten 42% der Kinder nie und 5% oft. Motorische Unruhe trat bei 19% oft und bei 5% immer auf. Überaktives Verhalten war bei 11% oft und bei 1% immer ein Problem.
[6:10] Rückzugsverhalten zeigten 12% der Kinder gelegentlich und 2% immer. Aufmerksamkeitsdefizite hatten 20% oft und 4% immer. Stimmungsschwankungen traten bei 41% gelegentlich und bei 16% oft auf. Das Gefühl, dumm zu sein, hatten 6% der Kinder immer und 18% oft. Geringes Selbstvertrauen war bei 35% gelegentlich und bei 24% oft vorhanden.
[7:23] Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen individuelle Unterschiede in den Auffälligkeiten. Während Angst vor Mitschülern selten ist, treten motorische Unruhe und Aufmerksamkeitsdefizite häufiger auf. Besonders die Selbstwahrnehmung der Kinder bezüglich Intelligenz und Selbstvertrauen beeinflusst ihre emotionale Entwicklung. Die Daten bieten eine Grundlage für gezielte Interventionsmaßnahmen.
[7:36] Einige Eltern gaben qualitative Antworten. Die Inhaltsanalyse offener Antworten zeigt, dass körperliche Beschwerden und emotionale Auffälligkeiten am häufigsten genannt wurden. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Übelkeit traten bei mehreren Kindern auf, während Schlafprobleme und Müdigkeit ebenfalls verbreitet waren. Emotionale Auffälligkeiten wie Wutanfälle, Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit und geringes Selbstbewusstsein wurden mehrfach erwähnt. Konzentrationsprobleme und spezifische Verhaltensauffälligkeiten wie Übersprungshandlungen, Ticks oder Vermeidungsverhalten gegenüber schulischen Aufgaben waren vorhanden, jedoch weniger häufig. Schulbezogene Probleme wie Widerwille gegen die Schule oder Schulverweigerung kamen vor, waren aber nicht dominant. Insgesamt dominierten körperliche und emotionale Beschwerden, während andere Auffälligkeiten seltener auftraten.
[8:50] Viele Kinder leiden unter großen sozialen und psychosozialen Auffälligkeiten. Größere Studien zeigen, dass diese Kinder oft Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder laut vorzulesen. Sie zeigen manchmal überaktives Verhalten und sind sehr unruhig oder ziehen sich zurück. Viele haben geringes Selbstvertrauen oder fühlen sich dumm, weil sie sich nicht verstanden fühlen, sei es von ihren Eltern oder von der Schule.
[9:44] Die Ursachen sind vielfältig und können in der kindlichen Entwicklung, dem Elternhaus oder der Schule liegen. Wenn diese Schwierigkeiten nicht im Detail verstanden werden, sind sie schwerer zu kompensieren. Verbessert sich das Sozialverhalten und Wohlbefinden der Kinder, verbessern sich auch ihre schulischen Leistungen und umgekehrt.
[10:52] Darum braucht es individuelle Interventionsmaßnahmen. Die Kinder benötigen individuelle Therapie- und Fördermaßnahmen. Wenn man die Diagnostik- und Therapieverläufe besser versteht, kann man zielgerichteter mit verschiedenen Fachleuten zusammenarbeiten und die Kinder vor psychischen Problemen bewahren.
[11:27] Es ist kein Automatismus, dass alle Kinder psychosoziale Auffälligkeiten durch Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten entwickeln müssen. Ein ungünstiges Familienverhältnis kann jedoch Verhaltensprobleme begünstigen. Rund 25% der Kinder wachsen in wechselhaften und instabilen Familienverhältnissen auf, wie Patchwork-Familien oder Trennungen. Das sind Herausforderungen moderner Familienkonstellationen, die nicht immer bedeuten, dass stabile Paarbeziehungen der Eltern automatisch zu einer guten Entwicklung der Kinder führen.
[12:38] Eltern sind heute in komplexe Arbeitsverhältnisse eingebunden, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten 20 Jahren durch Technisierung und verdichtete Arbeitslast stark verändert. Besonders wenn beide Elternteile arbeiten und zusätzlich Kinder und eventuell Großeltern betreuen müssen, sind die Herausforderungen groß.
[13:15] Diese Situationen beeinflussen die psychosoziale Kindheit, besonders bei Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten. Viele Kinder sind heute grundsätzlich herausgefordert, aber bei diesen Kindern ist es oft noch dominanter. Man muss die Wechselwirkungen zwischen Umwelt, Veranlagung und kindlicher Entwicklung verstehen, um besser intervenieren zu können.
[13:33] Eltern sollten das soziale und familiäre Umfeld mit einbeziehen und reflektieren, wie sie ihren Kindern am besten helfen können, um psychische Schäden zu vermeiden. Frühzeitige Hilfe ist wichtig, da das Elternhaus einen maßgeblichen Beitrag zur gesunden Entwicklung leistet. Ein sicher gebundenes Kind geht sicher gebunden durch die Schulzeit. Wir müssen alles daran setzen, dass Kinder eine sichere Bindung in der Familie erfahren und gute pädagogische Unterstützung in der Schule erhalten, um ihre Schwierigkeiten bestmöglich zu kompensieren.
[14:44] Wie unsere Studie zeigt, gibt es noch viel Nachholbedarf und Verständnisprobleme, um die psychosozialen Auffälligkeiten genauer zu verstehen. Unsere schriftliche Studie wird das im Detail erläutern und mit anderen Studien vergleichen. Ich bin erstaunt über die vielfältigen Probleme, denen Kinder heute ausgesetzt sind. Das sollte uns zum Nachdenken bringen, damit die nachwachsenden Generationen die bestmögliche Unterstützung und pädagogische Förderung erhalten.
[16:20] Ich hoffe, ich konnte euch ermutigen, den Blick auf die psychosozialen Auffälligkeiten bei Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten und anderen Lernschwierigkeiten zu schärfen. Ich hoffe, unsere Fachwelt befasst sich auch mal genauer mit diesen Bereichen. Bis bald, euer Lars.
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