23. LRSR-Studie: Diagnostik & Therapie

Shownotes

Beschreibung: In dieser Episode teilt Lars, Experte für Legasthenie und Fachjournalist, wertvolle Erkenntnisse aus der LRSR-Anamnese-Studie. Der Fokus liegt auf den Diagnostik- und Therapiemaßnahmen bei Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten und wie diese im Kontext der kindlichen Entwicklung betrachtet werden können.

Inhalt der Episode:

Einführung und Begrüßung: Lars begrüßt die Hörer und stellt das Thema der Episode vor. Voruntersuchungen und medizinische Hilfen: Diskussion über die Voruntersuchungen, die Eltern mit ihren Kindern durchlaufen, und die Inanspruchnahme medizinischer Hilfen. Analyse der Befragungsergebnisse: Lars analysiert die Ergebnisse der Befragung, einschließlich der Häufigkeit von Arztbesuchen und der Nutzung verschiedener Fachleute. Diagnostikverfahren: Überblick über die verschiedenen Diagnostikverfahren, die bei Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten angewendet werden. Therapieangebote und Einschätzung: Lars bespricht die verschiedenen Therapieangebote und wie Eltern diese einschätzen. Interdisziplinärer Ansatz: Diskussion über die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes und die Zusammenarbeit verschiedener Fachleute. Fazit und Ausblick: Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und Ausblick auf zukünftige Maßnahmen. Links und Ressourcen:

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Transkript anzeigen

[0:00] Hallihallo, hier ist Lars vom Legasthenie-Coaching-Podcast.

[0:05] Herzlich willkommen bei der 23. Folge zur LRSR-Anamnese-Studie. Heute besprechen wir die Bereiche Diagnostik und Therapie. Wir werden zum einen darüber sprechen, bei welchen Voruntersuchungen die Eltern waren oder ob sie medizinische Hilfen in Anspruch genommen haben. Dann besprechen wir die verschiedenen Diagnostiken, die die Kinder durchlaufen, die häufig mit diesen Rechtschreibschwierigkeiten im Kindesalter einhergehen können, und die verschiedenen Therapieangebote, die wahrgenommen werden, sowie wie Eltern diese Therapieverläufe einschätzen.

[0:56] Das wird mit Sicherheit eine sehr spannende Episode für euch. Im Moment sind noch die Osterferien hier in Sachsen. Heute schreiben wir den 24. April 2025, und ich nehme mir jetzt die Zeit, die nächsten Folgen von 23 bis 28 aufzunehmen, die wir dann in den kommenden Wochen jeden Freitag veröffentlichen werden. Ich hoffe, ihr habt Spaß dabei und bleibt dran und hört gerne zu. In Frage 43 fragten wir, wie häufig Sie mit Ihrem Kind beim Arzt oder Therapeuten waren. Über 200 Familien antworteten: 57% der Familien suchten keinen Arzt oder Therapeuten auf, 19% konsultierten selten eine Fachperson, 14% waren gelegentlich beim Arzt und 1% nahmen immer ärztliche Hilfe in Anspruch.

[1:59] Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Mehrheit der Familien selten oder nie professionelle medizinische Untersuchungen bei Lernschwierigkeiten ihrer Kinder suchten. Dies lässt darauf schließen, dass viele Eltern die medizinische Relevanz von Lernproblemen nicht erkennen oder diese nicht mit medizinischen Schwierigkeiten in Verbindung bringen. Die Ergebnisse weisen auf einen Mangel an Aufklärung in den Elternhäusern über die komplexen Ursachen von Lernproblemen bei Kindern hin. Es scheint ein begrenztes Verständnis für die möglichen medizinischen Aspekte von Lernschwierigkeiten zu geben.

[2:40] Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer besseren Aufklärung und eines umfassenden Ansatzes bei der Bewältigung von Lernproblemen. Aus der Praxis wird deutlich, dass viele Eltern keine medizinischen Probleme in Verbindung bringen, wenn die Kinder Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben. Das ist zum einen richtig, da nicht alle Lese-Rechtschreibschwierigkeiten medizinischer Natur sein müssen, weil sie nicht alle mit der kindlichen Entwicklung in Zusammenhang stehen.

[3:14] Einigen Kindern wäre es jedoch frühzeitig angezeigt, dass die Eltern sich auch medizinische Hilfe suchen. Auf der einen Seite besteht die Gefahr, dass man zu früh zu allen möglichen Fachleuten geht und das auch übertreibt. Hier fehlt eindeutig, wie ich schon angemerkt habe, im Bereich der Eltern und überhaupt fehlt es an Aufklärung. Das ist wirklich richtig, das beobachte ich schon seit 15 Jahren.

[3:51] Es gibt viel zu selten einen interdisziplinären Ansatz, bei dem die Fachleute miteinander zusammenarbeiten. Man hat es ja schon im LRSR-Gespräch verdeutlichen können, dass es da eher ein geringes Interesse von staatlicher Seite gibt, dass sie mit Fachleuten zusammenarbeiten, weil sie eben überall die Hoheit haben und sich da wenig interessiert oder weich sind, dass sie mit anderen Fachleuten zusammenarbeiten. Das würde aber viele unnötige Testungen und Begutachtungen vermeiden helfen, wenn man das besser miteinander verzahnen könnte. Und die Eltern würde das auch enorm erleichtern, wenn es da eine bessere Zusammenarbeit der verschiedenen Fachbereiche gäbe.

[4:41] Jetzt werden wir nämlich gleich sehr deutlich sehen, welche Fachleute sich um die Diagnostik der Lese-Rechtschreibschwierigkeiten kümmern. Zum einen ist es natürlich dominant die Schulpsychologie und die LRSR-Feststellungsverfahren hier in Sachsen und Dresden, wo die Schwierigkeiten dominanter oder gehäufter festgestellt werden.

[5:04] Das ist auch wichtig und richtig anzumerken. Und hier werden wir gleich noch die Frage 19 auswerten: Weitere Angaben zur Voruntersuchung und Testung. Hier wurde nämlich gefragt, was es da für Voruntersuchungen und Testungen gab. Da konnten auch die Eltern mehrere Bereiche angeben, wo sie mit ihren Kindern waren, von den über 200 befragten Familien.

[5:35] Mehrfachnennungen waren bei den Voruntersuchungen möglich, wie gerade schon erwähnt, und die Testung bei LRSR. Bei über 55 Prozent wurde die LRSR beim LRSR-Feststellungsverfahren an Schulen und Stützpunkten festgestellt. Die Kinderärzte wiesen auch auf die Schwierigkeiten hin, sodass man dem Thema nachging. Dann waren rund 42 Prozent die Augenärzte mit daran beteiligt, weil es auch manchmal Sehprobleme gibt, die mit Augenschwierigkeiten einhergehen können. Es gibt auch seltene Augenerkrankungen, wie wir schon beobachtet haben, aber das ist ziemlich selten. Was richtig ist, ist die visuomotorische Wahrnehmung, die da zum einen, wie Professor Fischer in Freiburg, der das Blicklabor hat, der hat da einige Studien schon dazu veröffentlicht, dass das eine Rolle spielt. Aber Augenerkrankungen wie Winkelfehlsichtigkeit, das ist eher ein sehr umstrittenes Konzept, eher aus dem pseudowissenschaftlichen Bereich, auch wenn sich da die Optometristen im Bereich der Lese-Rechtschreibschwierigkeiten darum kümmern. Das ist ein sehr umstrittener Bereich. Eigentlich gibt es keine latente Schielen.

[6:59] Und eine Winkelfähigkeit gibt es in dem Sinne eigentlich nicht. Es mag Kinder geben, die stark schielen oder andere Augenerkrankungen haben, die eher seltener sind, die sollten aber immer vom Augenarzt abgeklärt werden. Dann waren rund 40 Prozent in logopädischer Behandlung.

[7:24] Das deckt sich auch eigentlich mit anderen Studien oder auch mit Aussagen von Kinderärzten, die das gehäuft verschreiben müssen, dass man doch bei 30 bis 40 Prozent ist und mehr manchmal. Aber das hängt natürlich an vielen anderen Problemen, warum die Kinder heutzutage häufig zur logopädischen Behandlung gehen. Manche haben nur geringe Sprechfehler, dann wird häufig schon interveniert, das ist auch richtig und wichtig.

[7:54] Und eher seltener sind es dann massive Sprachfehler oder Stottern. Natürlich kann es in diesem Kontext, in unserem Bereich, immer wieder vorkommen, dass die Kinder natürlich Schwierigkeiten mit der Sprache und Aussprache haben und auch Sprechfehler und Stottern und alles Mögliche kann mit dazukommen. Das können manchmal sekundäre Begleiterscheinungen bei Lese-Rechtschreibschwierigkeiten im Kindesalter sein. Dann gingen die Eltern, das waren rund 38 Prozent, zu HNO-Ärzten und untersuchten dann das Gehör. Hier haben wir leider nicht berücksichtigt, dass man noch die pädaudiologische Untersuchung bei Verdacht auf eine auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung (AVWS) dann noch zu spezialisierten Ohrenärzten schickt. Das ist hier in den Zahlen nicht deutlich zu erkennen, wie viel Prozent das dann am Ende sind. Aber das Thema AVWS spielt immer wieder eine Rolle.

[8:58] Möglicherweise hängt dies natürlich mit der ganzen kindlichen Entwicklung zusammen. Das könnte darauf hindeuten, dass manche Kinder, die zum Beispiel vielleicht Frühchen waren oder sich allgemein in der ganzen sprachlichen und motorischen Entwicklung hinterherhinken, dass diese da auch in diesem Bereich Schwierigkeiten haben können. Manche hatten auch in der Kindheit häufiger Mittelohrentzündungen oder Operationen mit Paukenröhrchen und so weiter und so fort oder spezialisiertere Ohrenerkrankungen, die natürlich auch mit der Hörverarbeitung einhergehen können oder Paukenergüsse oder das war mal geplatzt und solche Sachen. Aber wir haben auch Fälle, wo die Kinder schon vielfache Mittelohrentzündungen

[9:47] hatten, bis 13, 14 Mal oder so. Und andere, da scheint es dann auch Schwierigkeiten im Bereich der Sprachverarbeitung zu geben. Diese Schwierigkeiten können eine Rolle spielen.

[9:58] Und dann rund 34% waren bei optometrischen Tests, also bei den spezialisierten Optikern, die sich mit der Winkelfähigkeit befassen. Hier sieht man, dass Eltern viel zu wenig über die Thematik wissen und Bescheid wissen, dass sie dann zu solchen sehr fragwürdigen Methoden greifen, die wissenschaftlich nicht belegt sind. Und rund 33% waren bei Kinder- und Jugendpsychiatern und rund 20% bei den Schulpsychologen.

[10:43] Wenn man dann die Schulpsychologie und die LRSR-Feststellungsverfahren zusammenzählt, kann man davon ausgehen, dass rund 75% im schulischen Bereich eine Diagnostik durchlaufen haben. Da wird sehr deutlich, dass die Eltern häufig mit ihren Betroffenen vielfältigen Untersuchungen konfrontiert sind und viele Untersuchungen durchlaufen müssen. Hier wird natürlich auch sehr deutlich, dass es da scheinbar auch eine Überforderung gibt in diesem Bereich und dass Eltern auch häufig Schwierigkeiten haben mit den LRSR-Feststellungen im Schulwesen, dass das manchmal wahrscheinlich nicht ganz so genau und zielführend ist für die Familien.

[11:33] Weil man sich ja fragen muss, warum kommen so viele Familien und suchen sich dann nach anderen Hilfsmöglichkeiten, um die Schwierigkeiten zu bewältigen. Das kann schon darauf hindeuten, dass wir viel zu wenig spezialisierte Anlaufstellen in diesem Bereich haben.

[11:54] Und dass es einen großen Mangel an hochspezialisierten Experten mit umfassender LRS-Expertise gibt, so wie wir als Anlaufpunkt hier in Dresden und Umgebung sind. Es ist sehr wahrscheinlich davon auszugehen, dass es im deutschsprachigen Raum sehr wenige hochspezialisierte Anlaufstellen wie unsere Institution gibt, die sich mit dem Kindes- und Erwachsenenalter auskennen. Und darum sind, das kann auch eine Erklärung sein, warum viele Familien sich Alternativen suchen.

[12:34] Auch manchmal Alternativen, die recht fragwürdig sind, da gibt es ja alle möglichen Methoden, auf die wir dann gleich noch zu sprechen kommen. Hier wird jedenfalls deutlich, dass das Konzept der LRSR-Klassen hier in Sachsen und Dresden und Umland überdacht werden sollte,

[12:55] dass das keine hochspezialisierte Unterstützung und Hilfe darstellt. Das kann nur eine Ergänzung sein, wie ich es schon bei dem Podcast LRSR-Klassen-Pro-Contra geschildert habe. Da ist das Thema viel zu komplex, und wenn man sagt, dass die LRSR-Klassen die ultimative Hilfe sein können, sehen wir da ganz andere Verläufe in den letzten 15 Jahren, dass man das schon vom Einzelfall her denken muss.

[13:27] Hier wird auch deutlich, dass unser Bildungswesen einen großen Nachholbedarf hat, sich besser auf die Kinder einzulassen und auf die Schwierigkeiten. Jetzt komme ich auf die Analyse der Diagnostik- und Therapieverfahren. Ihr habt mir in der 20. Frage weitere Angaben zu Förder- und Therapiemaßnahmen gegeben. Hier haben dann die Familien auch angegeben, welche Diagnosen es gab und wie dann in der nächsten Frage die ganzen Therapiemaßnahmen verlaufen sind. Da haben ja einige Antworten. Rund 78% der Familien von 193 machten Angaben zu bisherigen Diagnosen und rund 115 Fälle hatten bisher noch gar keine.

[14:28] Hier wird sehr deutlich, dass viele Fälle, sehr wahrscheinlich auch, wenn wir hier noch nicht einmal ein Prozent der Fälle abdecken, das ist ja nun eine Stichprobe, dass sehr deutlich wird, dass das Bildungswesen deutlich an seinen Grenzen ist und dass die Schwierigkeiten nicht im hohen Maße wirklich richtig erkannt werden. Die häufigsten Diagnosen waren dann Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) bei 35 Personen, das waren so rund 18%. Dann Legasthenie, also eher die medizinische Lese-Rechtschreibstörung, das gaben 20% an, die dann manchmal von Psychiatern und anderen Fachstellen diagnostiziert werden, unabhängig vom LRSR-Feststellungsverfahren. Obwohl das LRSR-Feststellungsverfahren des Bildungswesens ja auch sich an der ICD-10 orientiert, was ja keine wissenschaftliche Diagnostik ist, sondern eine sozialpolitische. Denn die ICD-10 mit dem IQ-Diskrepanzkriterium ist ja eher eine sehr veraltete Herangehensweise, weil man Intelligenz und diese Rechtschreibfähigkeiten nicht mit den Verbindungen bringen kann.

[15:46] Und dann rund 10 Personen, also rund 5%, gaben an, dass auch eine Dyskalkulie nebenher mit diagnostiziert wird. In anderen Studien sind da die Zahlen deutlich höher, aber hier sieht man doch, dass es eine Koinzidenz geben kann, dass es Rechenschwächen und Lese-Rechtschreibschwierigkeiten einen Zusammenhang geben können. Und dann das Thema ADS und ADHS, das waren 15%, also rund 8% der Kinder mit den Lese-Rechtschreibschwierigkeiten hatten dann noch eine sekundäre Diagnostik mit Aufmerksamkeitsproblemen, die medizinisch eingruppiert wurden. Und dann gibt es hier noch einen kurzen Auszug aus den qualitativen Antworten. Hier wurde dann angegeben, dass es auditive Wahrnehmungsstörungen gab, also AVWS,

[16:39] sprachliche Entwicklungsverzögerungen und psychopathologische Auffälligkeiten, die mit allem Möglichen im Zusammenhang stehen können. Das werden wir dann später in der schriftlichen Studie besser und detailliert erklären. Und das Fazit dieser Erkenntnisse und Angaben der Eltern zeigt, dass die meisten Diagnosen LRS, Legasthenie und AVWS betreffen, oft mit ergänzenden Befunden. Und rund 60% machten keine Angaben, was darauf hindeuten könnte, dass entweder keine Diagnose gestellt wurde oder die Befragten keine genaue Einschätzung hatten.

[17:20] Und zusätzliche Maßnahmen wie Ergotherapie, Sprachtherapie oder Neurofeedback wurden teilweise begleitend eingesetzt. Natürlich wird hier deutlich, dass rund 60% ohne Diagnose kamen, was ein Hinweis sein kann, dass eine erhöhte Dunkelziffer im schulischen Kontext nicht erkannt wird. Eine mögliche Antwort kann sein, dass das Schulwesen keine breite und vertiefte Expertise über die Ursachen der verschiedenen Lese-Rechtschreibprobleme hat. Das wurde ja auch im Gespräch der LRSR deutlich, dass die LRSR keine

[17:59] wirkliche vertiefende Kenntnis über die Problematik hat. Also die Expertise ist eher als sehr gering einzuschätzen und es ist eher sehr grob, die fachliche Expertise. Und dann kommen wir noch zu den verschiedenen Therapiemaßnahmen, die dann die Kinder, die die Eltern angaben, das waren dann mehrfach Antworten. Hier wird sehr deutlich, dass die Förder- und Therapiemaßnahmen

[18:32] zum Beispiel die Legasthenie-Therapie, das waren 33%. Dann rund 27% nahmen LRS-Nachhilfe in Anspruch. Und dann eine spezialisierte Lerntherapie, das waren dann rund 29%. Rund 32% gingen zur Verhaltenstherapie. Rund 29% erhielten Psychotherapie. Dann rund 23% waren bei der Ron-Davis-Methode, nach Ron Davis, was eigentlich eher ein sehr striktes und pseudowissenschaftliches Konzept ist. Dann rund 56% war die logopädische Behandlung die häufigste Maßnahme, weil eben sich dann meistens natürlich sprachliche Defizite zu den Lese-Rechtschreibschwierigkeiten gesellen können. Sonst ist eigentlich die logopädische Behandlung nicht so relevant in diesem Bereich, eher die spezialisierte Lerntherapie. Logopädie kann nur Sprachfehler und Artikulationsschwierigkeiten therapieren.

[19:46] Logopäden meinen zwar häufig, dass sie da eine spezialisierte Ausbildung im Bereich LRS haben, aber das sind die allerwenigsten, die sich wirklich mit dem Bereich auskennen. Seriöse Logopäden werden eher sagen, dass sie sich da nicht spezialisiert auskennen, weil das keine spezialisierten Fachkräfte sind. Dann gibt es das optometrische Training, also die Augenschule, die dann parallel von Optometristen gemacht werden. Bei einer Winkelfehlsichtigkeit, da waren über 30%. Und dann das Hörtraining nach Warnke bei einer audiovisuellen Wahrnehmungsstörung. Die Ron-Davis-Methode und das optometrische Training und das Hörtraining nach Warnke

[20:34] sind eher als alternative Methoden zu betrachten, die in der Forschung nicht belegt sind und keine Evidenz darstellen. Und dann die schulische LRS-Förderung, da haben dann rund 36% daran teilgenommen und rund 35% waren in einer LRS-Klasse von den Schülern. Und die Analyse dazu, die häufigsten Maßnahmen sind die logopädische Behandlung mit einem Anteil von 56 Prozent. Weitere häufig genannte Maßnahmen sind schulische LRS-Förderung und LRS-Klassen und dann Maßnahmen wie Legasthenie-Therapie und Ron Davis vergleichsweise selten angegeben, das waren 22 Prozent. Und dann in die alternativen Methoden, die in der Forschung eher umstritten sind, ergibt dieses Ergebnis

[21:42] einen guten Überblick über die Verteilung der eingesetzten Förder- und Therapiemaßnahmen sowie deren Relevanz für die befragten Familien.

[22:08] Und hier kann man sich dann die Frage stellen, warum suchten Familien trotz verschiedener Hilfsmaßnahmen weitere Angebote? Fehlt es an Expertise oder Evidenz, also an Wirksamkeit der verschiedenen Maßnahmen? Warum suchten die Familien mit ihren Kindern die LRS-Klasse oder Förderung an Schulen erhalten zusätzlich externe Angebote? Möglicherweise ist das Schulwesen mit der LRS-Problematik überfordert.

[22:08] Jedenfalls in diesem Bereich beobachten wir, dass das Schulwesen allgemein mit dem Thema und mit der Fülle der Probleme überfordert ist. Und das muss man immer wieder erwähnen, auch wenn es das immer wieder zum Nachdenken gibt, wenn man das so sieht, was die Kinder und Familien für Schwierigkeiten haben. Und sie suchen bei allen möglichen Fachleuten alle möglichen Ansätze und jeden Strohhalm. Man muss natürlich dazu sagen, dass die Familien bis heute nur viel zu wenig aufgeklärt sind über das Thema und dass es da große Schwierigkeiten gibt. Und dass eben die Hilfsmaßnahmen im Bildungswesen eher als viel zu gering zu bewerten sind. Warum müssen dann noch die Kinder in den LRS-Klassen noch so viele verschiedene andere Fördermaßnahmen erhalten? Wenn diese nämlich so wirksam wären, müsste es diese verschiedenen Unterstützungsmaßnahmen ja gar nicht erst geben. Und das ist eher dann für uns eine Erklärung, dass das Bildungswesen sich dann viel zu wenig mit dem Thema und mit der Komplexität auskennt.

[23:34] Und hier müsste es natürlich Nachbesserungsbedarf geben, hier gibt es natürlich Nachbesserungsbedarf im Bildungswesen und der Sache müsste man nachgehen, aber wie wir schon in den letzten 15 Jahren beobachten, gibt es keine wirkliche Motivation dieses ganze Prozedere und die ganze Herangehensweise zu reformieren und zu erneuern und dem ist so. Und dann kommen wir noch zu dem letzten Punkt hier in dieser Folge, wo wir uns dann, wo wir die Eltern dann nach ihrer Einschätzung zu den verschiedenen Therapiemaßnahmen gefragt haben und da haben dann rund 80 Erziehungsberechtigte von den knapp 200 geantwortet.

[24:26] Und die sollten dann Einschätzung der Förder- und Therapiemaßnahmen, das sollten dann die Eltern dann genauer beantworten. Hier gibt es nur einen kurzen Ausschnitt, detaillierteres wird es dann in unserer veröffentlichten Studie geben. Die Zusammenfassung der Fortschritte durch Fördermaßnahmen. Die Fortschritte durch Förder- und Therapiemaßnahmen inklusive LRS-Klasse an Schulen und LRS-Klassen wurden in mehreren Bereichen gewertet. Erstens, deutliche Verbesserung der Konzentration waren 35% stark, 20% mittlere Fortschritte. Motivation 33% und starke bis mittlere Fortschritte 25%. Sozialverhalten waren rund 35% starke und rund 18% eher mittlere Fortschritte. Diese Bereiche profitieren am meisten von den Maßnahmen.

[25:31] Geringe Verbesserung, Lesefluss und Lesegenauigkeit, da ist man bei 10 bis 13%. Starke Fortschritte, Schriftbild waren 5%. Wir sind langfristig oder spezifische Maßnahmen nötig in diesem Bereich. Darum sind dann die LRS-Klassen oder die LRS-Förderung an der Schule eher nicht so hilfreich. Das beobachten wir auch ähnlich. Und dann gibt es dann eingeschränkte Wirksamkeit. 5 bis 8 Prozent der Befragten sahen keine Fortschritte in bestimmten Bereichen. Und dann 33 bis 35 Prozent machten keine Angaben, was auf Unsicherheit oder fehlende Erfahrungen hindeuten könnte.

[26:23] Fazit, Maßnahmen wirken besonders positiv auf Konzentration und Motivation und Sozialverhalten. Familien nutzen häufig mehrere Maßnahmen, ihre Kinder zum Beispiel zum Besuch

[26:34] der LRS-Klasse, Logopädie und Nachhilfe. Lesen und Schriftbild verbesserten sich langsam und benötigten gezielte Unterstützung, was auf eine geringe Evidenz der Maßnahmen hinweisen kann. Subjektive Einschätzung ist eine subjektive Einschätzung der Erziehungsberechtigten. Und rund 113 Familien gaben gar keine Angaben an, bei denen diese damit keine Erfahrungen gesammelt haben. Revue-basierend von den letzten 15 Jahren machen wir sehr ähnliche Beobachtungen, dass manche dann in der Motivation und im Sozialverhalten durch die verschiedenen Unterstützungsmaßnahmen im Bildungswesen Fortschritte machen, aber nur langsame und sehr stockende Entwicklungen im Lesen und Schreiben durch eine Förderung in der Schule oder in der LRS. Weil es häufig mit der ganzen kindlichen Entwicklung in Zusammenhang steht, ganz andere Fördermaßnahmen und Therapiemaßnahmen braucht.

[27:44] Und das würde jetzt momentan dann hier den Rahmen sprengen in diesem Podcast. Aber wir werden künftig dann in unserer Studie dazu mehr veröffentlichen und einige Empfehlungen und Handreichungen geben für die Eltern.

[28:00] Was sehr deutlich wird, dass erstens die Eltern häufig mit der Diagnostik der Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und der Zuständigkeiten der verschiedenen Fachleute überfordert sind. Auch das Bildungswesen, das ist ein wichtiger zweiter Punkt, ist der Herausforderung nicht gewachsen. Das wurde erst in einem LRSR-Fachgespräch deutlich, dass man im Bereich der Schulpsychologie deutlich überfordert ist mit den Problembereichen der Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Und auch die Verläufe der LRS-Klassen geben häufig nicht das her, was man als Experte erwarten würde. Darum sind die Verläufe sehr ungleich verteilt, sehr verschieden.

[28:51] Einzelne Kinder profitieren einander nicht. Dann ist der LRS-Förderunterricht an den Schulen sehr, sehr unterschiedlich. Auch die Qualität ist eher mangelhaft, wie man sie häufig so beobachtet. Es ist natürlich nur eine Stichprobe, was wir auch häufig so beobachten in den ganzen Jahren, dass da häufig ein Lehrer abgestellt wird und der soll einfach mal mit einem kurzen besuchten Kurs dann sich um die LRS-Förderung der Kinder kümmern.

[29:21] Das funktioniert natürlich nicht in Gruppen. Eine spezialisierte Förderung ist immer vom Einzelfall her zu denken. Eine Gruppenförderung ist eher schwierig und eher weniger wirksam. Aber das wird auch nie das Bildungswesen leisten können. Das ist viel zu komplex. Bei schwächeren Schwierigkeiten kann das manchmal eine Maßnahme sein. Da kann auch die LRS-Klasse eine Unterstützung sein. und auch an eine separate LRS-Förderung an den Schulen. Häufig hören wir, dass die LRS-Förderstunden an den Schulen häufig gekürzt werden oder ganz gestrichen werden oder man hat viel zu wenig Fachleute dafür. Das ist an dem, das beobachten wir schon die ganzen letzten Jahre.

[30:11] Der Bereich ist immer ein Politikum, Hauptsache wir machen was im Bereich LRS, So nimmt man das Bildungswesen wahr. Aber da könnte man deutlich mehr tun für die Kinder. Und die Eltern sind häufig herausgefordert, wenn sie sich mit dem Thema mit ihrem Kind auseinandersetzen, dass sie sich dann individuelle Hilfen eher extern suchen, um dass die Kinder dann den Anschluss halten können. Und das hat natürlich sehr verschiedene Ursachen, systemische und Bildungssystem, dass man viele andere Herausforderungen hat und damit mit dem Bereich der Lese-Rechtschreib- und Lernschwierigkeiten überfordert ist. Und wir beobachten all die Jahre sehr unterschiedliche Verläufe bei den Kindern. Ich hoffe, euch hat dieser Podcast gefallen. Ich freue mich, euch wieder bei der nächsten Folge zu begrüßen. Bis bald, euer Lars.

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