#1. Die Geschichte von Legasthenie Coaching

Shownotes

Podcast-Episode: "Die Geschichte von Legasthenie Coaching"

Intro-Musik spielt ein.

Bildbeschreibung

Host (Lars Michael Lehmann): Willkommen beim Legasthenie Coaching-Podcast! In dieser Episode teile ich meine Lebensgeschichte als selbst betroffener Legastheniker und Gründer des "Legasthenie Coaching Instituts" in Dresden. Erfahre, wie ich meine Legasthenie bewältigt habe und welche Bedeutung sie für mein Leben hat.

Hintergrundmusik - ruhig und inspirierend.

Segment 1: Die Anfänge von Legasthenie Coaching Lars erzählt, wie die Idee zum Legasthenie Coaching entstand und welche Herausforderungen es zu Beginn gab.

Segment 2: Meine persönliche Geschichte Lars gibt Einblicke in seine Kindheit, Schulzeit und die Auseinandersetzung mit dem DDR-System. Der Weg zur beruflichen Selbstverwirklichung wird beleuchtet.

Emotionale Hintergrundmusik.

Segment 3: Berufswahl Einblick in Lars' Kampf um berufliche Integration und die Auseinandersetzung mit staatlichen Behörden. Die Entscheidung, Legasthenie zu akzeptieren, wird thematisiert.

Segment 4: Eine Geschichte, die Betroffenen Mut machen soll Lars teilt persönliche Höhen und Tiefen, die mit seiner Legasthenie verbunden sind. Die Bedeutung von psychologischer Hilfe, familiärem Zusammenhalt und Glauben wird betont.

Uplifting Musik.

Abschluss: Schluss der 1. Episode Lars fasst die Episode zusammen und gibt einen Ausblick auf kommende Folgen. Er betont die Chancen zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung trotz Legasthenie.

Outro-Musik und Abschluss: Teilt den Podcast, um Betroffenen und Interessierten Mut zu machen. Der Legasthenie Coaching Podcast bietet authentische Einblicke und Ratschläge aus eigener Erfahrung.

Transkript anzeigen

Podcast-Episode: "Die Geschichte von Legasthenie Coaching"

Podcast-Episode: Intro-Musik spielt ein.

Podcast-Episode:

Host (Lars Michael Lehmann): Willkommen beim Legasthenie Coaching-Podcast! In diesem Podcast geht es um das Erkennen, Verstehen und Bewältigen deiner Legasthenie oder Lese-Rechtschreib-Schwäche. Ich bin Lars Michael Lehmann, ein selbst betroffener Legasthenie-Experte, der seine Lebens- und Bewältigungsgeschichte und sein Expertenwissen mit euch teilen will. Damit möchte ich Betroffene und Menschen erreichen, die diese Probleme besser verstehen wollen. Gefällt dir dieser Podcast, dann teile ihn mit deinen Freunden und Bekannten. Kennst du andere Betroffene, die ihre Schwäche bewältigen wollen? Weise sie doch auf diesen Podcast hin!

Host (Lars Michael Lehmann): Hintergrundmusik - ruhig und inspirierend.

Host (Lars Michael Lehmann): Hier ist euer Gastgeber, Lars Michael Lehmann, Legasthenie-Experte & Fachjournalist, der Gründer des gleichnamigen "Legasthenie Coaching Instituts“ in Dresden. Und ja, ich bin Legastheniker! In dieser ersten Episode nehme ich euch mit auf eine Reise durch die Entstehungsgeschichte unseres gemeinnützigen Legasthenie Coaching – Instituts für Bildung und Forschung in Dresden. Dieses Institut hat sich auf Beratung, Diagnose, Lerntherapie & Coaching sowie Forschung im Bereich Legasthenie und Lese-Rechtschreib-Schwächen, auch in Verbindung mit Hochbegabung, spezialisiert. In den 15 Jahren dieser Tätigkeit habe ich viele Erfahrungen in der Arbeit mit Betroffenen gesammelt. Lasst euch als Betroffene Mut machen! Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass man die Schwäche gut bewältigen kann.

Host (Lars Michael Lehmann): Hintergrundmusik - ruhig und inspirierend.

Host (Lars Michael Lehmann):

Segment 1: Die Anfänge von Legasthenie Coaching

Lars: Lasst mich in die Vergangenheit eintauchen und die Gründungsgeschichte von Legasthenie Coaching erzählen. Wie hat alles begonnen? Genau das erfahrt ihr gleich.

Lars:

Segment 2: Meine persönliche Geschichte

Lars: Es war einmal der kleine Lars, der vor fast einem halben Jahrhundert in der sächsischen Oberlausitz auf die Welt kam. Dort sprechen die Leute einen eigenartigen Dialekt, der fast wie texanisches Amerikanisch klingt. Ich hatte eine fast normale kindliche Entwicklung. Alle Körperteile waren dran. Sprechen, Laufen – vielleicht etwas langsamer als andere Kinder meiner Zeit. Kinderärzte meinten das auch. Dann hatte ich das Glück, dass ich nicht in die Krippe musste, da meine Mama in dieser Zeit als Näherin in der Textilindustrie Heimarbeit machen konnte. Dann kam der Kindergarten, die glücklichste Phase meiner Kindheit. Spielen, entdecken, die Natur erkunden und mit Papa fotografieren. Mit Nachbarskindern spielen. Ich war ein glückliches und offenes empathisches Kind. So bin ich bis heute, nur dass ich kein Kind mehr bin – Schade eigentlich. Nach der schönen Kindergartenzeit wurde es ernst. Die Schulbehörde ordnete mich als lernbehindert ein, da ich scheinbar langsamer als die anderen Kinder war. Und dann waren wir auch noch katholisch, das passte in dieser Zeit nicht so richtig ins Konzept des DDR-Systems. Ein anderer Psychologe meinte, der Lars ist ein normal entwickeltes Kind. Diese Unstimmigkeiten beschäftigten mich noch lange. Es fiel immer auf, dass ich ein hohes Allgemeinwissen hatte, in den allgemeinbildenden Fächern war ich immer gut bis sehr gut. Aber ich hatte mit meinem sozialen Lernumfeld deutlich zu kämpfen. Mein Sozialverhalten war schwierig, ich war sensibel und wollte in der Schule lernen. Die größten Probleme hatte ich beim Lesen und Schreiben, es war grausam. Das Fach Deutsch tat weh. Ich kann mich noch an die Tränen erinnern, denn meine Mutter konnte es nicht nachvollziehen, dass mir das Lesen und Schreiben so unglaublich schwerfiel. Auch sie meinte häufig, ich wäre zu blöde. Ja, das tat weh und verletzte mich. Das hat meinem Selbstvertrauen nicht gutgetan. Aber ich schaffte die 8. Klasse im Sommer 1989 mit einem guten Durchschnitt. Ein Jahr zuvor absolvierte ich ein Berufspraktikum in einer Buch- und Offsetdruckerei und lernte dabei die Papierverarbeitung kennen. Papiere auf Format schneiden, Papier für den Versand verpacken, Papier falten. Langweilig. Notgedrungen konnte ich mich damit anfreunden, in diesem Bereich einen Teilfacharbeiter zu erlernen. Als Sonderschüler hatte ich keine andere Wahl. Andere Berufe gefielen mir viel besser: Fotograf, Wissenschaftler, Erfinder oder vielleicht katholischer Pfarrer. Diese Berufe passten für mich als Sonderschüler nicht, auch wenn mein Intellekt deutlich höher lag, wie ich später herausfand. Die Wende 1989 brachte einen großen Umbruch. Ich freute mich auf die Chance, dass sich etwas in unserem Land ändern könnte. Diese Zeit brachte aber auch meinen größten Tiefpunkt, den ich als Teenager nicht verstehen konnte. Ich war kein Fan des DDR-Systems und äußerte mich in der Mittagspause „politisch“ im Betrieb. Nach einem Jahr praktischer Ausbildung musste ich aufgrund meiner politischen Ansichten in eine Werkstatt für Behinderte – ja, als Behinderter musste ich arbeiten. Das tat meiner Teenager-Seele nicht gut, und an diesem Trauma hatte ich noch viele Jahre zu kämpfen. Das ließ ich mir nicht gefallen, denn ich wollte, gerade im Zuge der Wende, einen normalen Beruf erlernen und mich entsprechend meiner Fähigkeiten entfalten. Mit Hilfe der Politikerin Regine Hildebrandt kam ich aus der Werkstatt für Behinderte heraus. Nun begann die schwierige Berufssuche und ein langwieriger Kampf mit den Behörden. Davon erzähle ich euch gleich.

Lars:

Lars: Emotionale Hintergrundmusik.

Lars:

Segment 3: Berufswahl

Lars: 15 Jahre lang kämpfte ich mit den staatlichen Behörden um meine berufliche Integration. Während der ersten Eingliederungsmaßnahme wiesen mich Psychologen und Sozialarbeiter darauf hin, dass mein Werdegang als Sonderschüler widersprüchlich war. Ja, ich fand es auch immer komisch. Denn ich passte mit meinem Wissen und meinen Interessen nicht zu den Sonderschülern. Ich mochte Kunst & Kultur sowie die Naturwissenschaften und alles, was mit Lernen und Wissen zu tun hatte. Das kollidierte mit den Interessen der anderen Schüler – diese ärgerten mich häufig, weil ich etwas lernen wollte. Sie hatten nur andere Dummheiten im Kopf. Aufgrund dieser unsicheren Grundlage war die Wendezeit für mich deutlich komplexer als für die Allgemeinheit. Die staatliche Seite hatte immer andere Ideen, wie man mich scheinbar integrieren wollte. Dem widersprach ich lange Zeit, und es waren harte Kämpfe, bis hin zu Petitionen an den Bundestag und Kontakten zur Frau des ehemaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf. Doch all das half mir leider nicht zur beruflichen Rehabilitation. 1993 erkannte ich, dass ich Legastheniker bin und nicht lernbehindert, sondern recht intelligent. Ich habe dann den Malerberuf erlernt, als freischaffender Fotograf und Grafiker gearbeitet. Später habe ich Siebdrucker gelernt und mich mit Journalismus befasst. Sicherlich war ich für die Behörden immer unbequem, weil ich mein Recht auf Integration einforderte, aber so, wie ich es wollte, nicht wie es der Staat wollte. Ich habe trotz der langwierigen Kämpfe nicht aufgegeben. Mit einer Fotoausstellung wandte ich mich an die Öffentlichkeit und outete mich 1998 als Legastheniker. Trotzdem kam ich beruflich nicht weiter. 2007, nach fast 10 Jahren in Niedersachsen, verfasste ich den Blog „Legasthenie ist keine Schande“, in dem ich viele Berichte zu diesem Thema veröffentlichte. Damit bildete ich eine Art Gegenöffentlichkeit, weil mir die Berichte der Fachleute zum Thema Legasthenie und LRS nicht gefielen. Ich erhielt viel Zuspruch zu meinen Beiträgen. Das ermutigte mich, mich noch mehr in Forschung und Praxis diesem Thema zu widmen. Der Erste Österreichische Legasthenieverband e. V. ermöglichte mir ein Stipendium und ich empfand zum ersten Mal in meinem Leben Freude an meiner beruflichen Tätigkeit. Das Fernstudium zum Diplomierten Legasthenietrainer gefiel mir gut, und ich befasste mich noch vertiefter mit diesem Thema. Bereits zwischen 2007 und 2009 wurde ich als Legasthenie-Experte und Fachjournalist im deutschsprachigen Raum immer bekannter. Die Behörden ließen mich dann endlich in Ruhe, und so konnte ich die Idee einer gemeinnützigen Bildungs- und Forschungseinrichtung entwickeln. 2010 zog ich mit meiner Frau wieder nach Dresden. Bis heute konnte ich meine Idee verwirklichen, und ich bin sehr glücklich und dankbar dafür, einen Beruf auszuüben, der meiner Passion und Begabung entspricht. Es war ein langer, steiniger Weg! Aber gerade dadurch habe ich deutlich profitiert. Heute kann ich Betroffenen aller Altersklassen helfen und mich gut in ihre Biografien hineinversetzen.

Segment 4: Eine Geschichte, die Betroffenen Mut machen soll

Lars: So, jetzt habt ihr meine Geschichte gehört, über die es noch viel mehr zu erzählen gäbe. Ihr habt an meinem Beispiel erfahren, wie schwer es sein kann, die Legasthenie richtig zu erkennen und ihre Ursachen zu verstehen. Heute weiß ich, dass auch mein Vater betroffen ist. Diese "Schwäche", die weder eine Krankheit noch eine Behinderung ist, stellt eine vererbte Normvariante menschlicher Intelligenz dar. Der Weg kann für manche Betroffene recht steinig sein. Meiner Erfahrung nach sind die Biografien der Betroffenen sehr unterschiedlich. Ich kenne einige Geschichten, die meinem Lebensweg sehr nahe kommen, aber es gibt auch andere. Meine hängt sicher mit dem DDR-System zusammen, in der alten Bundesrepublik gibt es andere Geschichten. Deshalb befasse ich mich mit der sozialwissenschaftlichen Erforschung dieser Biografien: Im Moment laufen in unserem Institut zwei Studien dazu, eine befasst sich mit dem Erwachsenenalter und eine mit Kindheit und Jugend. Ich bin überzeugt, dass Legasthenie nicht automatisch eine Behinderung oder Krankheit darstellen muss. Richtig ist jedoch, dass sie zu seelischen Folgeerkrankungen führen kann. In der Vergangenheit hatte ich psychische Schwierigkeiten wie Ängste und Depressionen. Diese waren eine Folge meiner Biografie, die eng mit meiner unerkannten Legasthenie zusammenhängt. Mit psychologischer Hilfe, einem guten familiären Zusammenhalt und meinem christlichen Glauben erhielt ich eine wichtige Grundlage, um die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben zu bewältigen. Heute komme ich im beruflichen Alltag als Geschäftsführer gut zurecht. Das ist auch das Ziel unserer Arbeit: dass es viele weitere Lebensbereiche in unserer Gesellschaft gibt, in denen legasthene Menschen ihren Platz finden – das ist wichtiger denn je.

Lars:

Lars: Uplifting Musik

Lars:

Abschluss: Schluss der 1. Episode

Lars: Das war die erste Episode unseres Podcasts. In der nächsten Folge werde ich euch erzählen, wie man anhand meiner Geschichte eine Legasthenie erkennen, sie verstehen und bewältigen kann. Das Leben betrachte ich jetzt aus einem ganz anderen Blickwinkel und ich möchte euch auf meine Lebensreise mitnehmen. Eine Legasthenie wird zwar nicht geheilt oder komplett verschwinden, sie ist Teil meiner individuellen Persönlichkeit. Jeder Mensch hat Schwächen, und die Legasthenie sollte eine Schwäche sein, mit der man trotzdem gut durch den persönlichen wie beruflichen Alltag kommt. Ziel meiner heutigen Arbeit ist das Erkennen, Verstehen und Bewältigen dieser Schwäche. Damit möchte ich dazu beitragen, dass Legasthenie nicht als Leiden betrachtet werden muss, sondern als eine Chance zum persönlichen und beruflichen Wachstum, so wie ich das in meinem Leben erfahren durfte. Auch wenn die Legasthenie vor langer Zeit als Krankheit definiert wurde, glaubt mir, heute kann man sie gut bewältigen. Davon werde ich euch in den nächsten Folgen berichten.

Lars:

Lars:

Outro-Musik und Abschluss:

Outro-Musik und Abschluss: Wenn euch diese Folge gefallen hat, teilt unseren Podcast und sagt es weiter. Hier gibt es Ratschläge eines betroffenen Experten, der aus eigener Erfahrung spricht. Leute, erzählt es weiter! Der Legasthenie Coaching Podcast ist einzigartig im deutschsprachigen Raum. Nur wer seine Legasthenie im Leben gut bewältigt hat, kann anderen Ratschläge geben und helfen. Lasst uns öffentlich aufklären – ehrlich und authentisch – und gemeinsam Legasthenie sowie verschiedene andere Lese-Rechtschreib-Schwächen erkennen, verstehen und bewältigen. Bis bald, ich freue mich auf euch! Euer Lars!

Outro-Musik und Abschluss:

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